Wien-Turnier bangt um Medwedew – Wildcards an Tsonga, Novak

Nach den am Dienstag erfolgten Absagen des Japaners Kei Nishikori und des Australiers Nick Kyrgios für das Erste Bank Open in Wien, bangen die Organisatoren um Turnierdirektor Herwig Straka auch um Daniil Medwedew. Der Russe hat am Dienstagabend topgesetzt seine Nennung für das Heimturnier in Moskau zurückgezogen. Zwei der drei Wien-Wildcards gingen indes an Dennis Novak und Jo-Wilfried Tsonga.

Medwedew begründete seinen Verzicht auf ein Antreten in seiner Geburtsstadt damit, dass er mental und physisch ausgelaugt sei. Der 23-Jährige hat einen grandiosen Lauf mit sechs Endspiel-Teilnahmen seit Anfang August en suite hinter sich, drei dieser Finali gewann er. Der jüngste Titelgewinn vergangene Woche beim Masters-1000-Turnier in Shanghai kam auch für ihn unerwartet: „Keiner konnte wissen, dass ich dort so gut spiele und mein sechstes Finale in Folge erreiche.“

Er könne derzeit nicht mit 100 Prozent spielen, so gehe er nicht auf den Court“, sagte Medwedew bei der Pressekonferenz in Moskau. Er sei einerseits traurig, dass er nach vier Jahren in Folge diesmal nicht in Russlands Hauptstadt spielen könne, andererseits müsse er das beste für seinen Körper machen. „In dieser Situation hatte ich keine andere Wahl.“ Nach Wimbledon hat Medwedew 32 Partien gespielt, 29 davon gewonnen, drei Titel und gesamt 4.350 seiner 5.920 Punkte geholt.

Im „Race“ ist der längst für die ATP-Finals ab 10. November in London qualifizierte Wahl-Monegasse Dritter, viele sehen in ihm aktuell die heimliche Nummer eins. Tatsächlich hat Medwedew bis Wimbledon 2020 eben nur 1.570 Punkte zu verteidigen. Sollte er nur annähernd wie zuletzt so weiterspielen, wird er den Top Drei mit Novak Djokovic (SRB), Rafael Nadal (ESP) und Roger Federer (SUI) ordentlich einheizen. Mit 59 Matchsiegen 2019 ist er in dieser Wertung haushoher Spitzenreiter.

Potenzielle 500 Punkte für den Titel in Wien würden Medwedew einen guten Schritt in Richtung Top Drei weiterbringen. Ob er aber nächste Woche tatsächlich in der Bundeshauptstadt antritt, ist noch offen. „Ich weiß es nicht, ich kann nichts versprechen“, erklärte der Weltranglistenvierte. „Ich werde sehen, wie ich mich erhole, wie ich mich selbst fühle. Ich werde es dann mit meinem Team besprechen und eine Entscheidung treffen.“ Vorerst wollte er jedenfalls noch in Moskau bleiben.

Straka war am Mittwoch mit Medwedews Management in Kontakt, um die Chancen auf ein Antreten in der Wiener Stadthalle zu erhöhen. Ein positives Signal ist einerseits, dass die Initiative zur Verpflichtung des Spielers im August von ihm ausgegangen ist. Da spielte aber sicher die angestrebte Qualifikation für die ATP-Finals mit. Da Medwedew die nun schon in der Tasche hat, hat er seine Prioritäten wohl bereits etwas anders gewichtet.

Klar ist, dass alle drei nach Wien folgenden Auftritte für ihn mehr Bedeutung haben müssen. Gleich in der Woche danach geht es beim Hallen-Turnier in Paris um 1.000 Punkte, wieder zwei Wochen danach wird er in London seine ATP-Finals-Premiere geben. Und direkt anschließend daran geht es in Madrid ins neue Finalturnier des Davis Cup. Medwedew gab am Dienstag in Moskau an, mit dem Davis Cup zu planen. „Aber keiner weiß, was bis dahin passiert.“

Medwedew gäbe seine Wien-Premiere, Tsonga tritt wie Novak zum sechsten Mal an. Bei seinem ersten Antreten 2011 holte der mittlerweile 34-jährige Franzose gleich den Titel. Es folgten 2013 nach einem Dreisatzsieg im Viertelfinale gegen Dominic Thiem ein Halbfinale sowie 2016 und 2017 Finaleinzüge mit Niederlagen gegen Andy Murray (GBR) bzw. Lucas Pouille (FRA). Tsonga ist aktuell Weltranglisten-36.

„Jo-Wilfried Tsonga hat in dieser Saison mit seinen Siegen bei den Hallenturnieren in Montpellier und Metz auch wieder stark ansteigende Form bewiesen“, sagte Straka. „Dennis Novak hat zuletzt bei seinen Auftritten in der Wiener Stadthalle stets gute Leistungen gezeigt.“ 2017 reichte es da für das Achtelfinale, erst am Dienstag schied der 26-jährige Niederösterreicher in Stockholm nach überstandener Qualifikation gegen den US-Amerikaner Sam Querrey aus.

Mit der Vergabe der dritten Wildcard wartet Straka noch etwas zu. An Murray wird sie aber voraussichtlich nicht gehen. Der Schotte spielt derzeit in Antwerpen, seine Ehefrau Kim ist aber in Erwartung des dritten Kindes der beiden. Vergangene Woche in Shanghai hatte der zweifache Olympiasieger angekündigt, nach Antwerpen heuer nur noch beim Davis Cup zu spielen. Im Fall einer früheren Geburt käme eventuell noch Paris infrage.

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