OECD warnt vor schwächstem Wachstum seit Finanzkrise

Die Industrieländer-Organisation OECD erwartet im laufenden Jahr das niedrigste Wachstum der Weltwirtschaft seit der globalen Finanzkrise. „Die Aussichten werden zunehmend fragil und unsicher“, heißt es in dem am Donnerstag in Paris veröffentlichten Konjunkturausblick der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD).

Vor allem der Handelskonflikt zwischen den USA und China belastet die Wirtschaft. „Die weltweiten Aussichten haben sich weiter eingetrübt“, sagte OECD-Chefvolkswirtin Laurence Boone. „Handelskonflikte und politische Spannungen befeuern die Gefahr eines anhaltend schwachen Wachstums.“ Bisher habe vor allem die Industrie unter den Handelskonflikten gelitten.

Die Weltwirtschaft dürfte im Jahr 2019 laut der OECD nur noch um 2,9 Prozent wachsen. Im Mai war sie noch von einem Plus von 3,2 Prozent ausgegangen. Im Vorjahr war die Weltwirtschaft um 3,6 Prozent gewachsen. Für die Eurozone und die USA wurden die Prognosen für das laufende und das kommende Jahr gesenkt. Allein die von den USA und China gegenseitig verhängten Strafzölle dürften das weltweite Wachstum im kommenden Jahr um 0,3 bis 0,4 Punkte dämpfen. Für Österreich gibt es keine Zahlen in dem OECD-Bericht.

In China wird eine graduelle Konjunkturabschwächung erwartet. Allerdings besteht laut OECD die Gefahr eines stärkeren Abschwungs. Dies könne zu einer längeren Phase einer schwachen Importnachfrage führen. Eine großes Risiko sieht die OECD mit Blick auf Großbritannien. Ein Brexit ohne Einigung könnte Großbritannien im kommenden Jahr in eine Rezession stürzen. Dies würde das Wachstum in ganz Europa merklich reduzieren.

Weiters warnte OECD, dass ein EU-Austritt Großbritanniens ohne Einigung Großbritannien nächstes Jahr in eine Rezession stürzen könnte. Für die Eurozone würde dieses Szenario einen Wachstumsrückgang um einen halben Prozentpunkt bedeuten, so die Organisation in ihrem veröffentlichtem Zwischenbericht.

Sogar ein relativ glatt verlaufender No-Deal-Brexit, also ohne grobe Probleme mit der Abwicklung des Transits an der Grenze, würde Großbritannien 2 Prozentpunkte BIP-Wachstum in den Jahren 2020 und 2021 kosten, erwartete die OECD. Die derzeitige Prognose sieht für Großbritannien ein Wachstum von 1,0 Prozent heuer und 0,9 Prozent im Jahr 2020 vor, die Wirtschaft könnte dann also in eine Schrumpfungsphase fallen. Für die Eurozone würde ein glatt verlaufender No-Deal-Brexit wohl einen Verlust von einem halben Prozentpunkt Wachstum in den nächsten zwei Jahren bedeuten.

Der Wachstumsverlust für Großbritannien entstehe durch den gebremsten Export, denn bei einem EU-Austritt ohne Einigung wären die Barrieren für die Ausfuhren plötzlich viel höher. Höhere Zölle und nicht-tarifäre Hürden bei den Exporten würden die britische Wirtschaft treffen, die Unsicherheit würde die Investitionsbereitschaft in der Wirtschaft deutlich hemmen. Großbritannien könnte versuchen, mit einer lockereren Fiskalpolitik dagegen zu steuern, obwohl ein No-Deal-Brexit die öffentlichen Finanzen belasten würde, heißt es im OECD-Bericht.

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