Früherer UEFA-Boss Platini laut Medien in Polizeigewahrsam

Der für alle Fußballaktivitäten gesperrte frühere UEFA-Präsident Michel Platini ist laut Medienberichten von der französischen Polizei in Gewahrsam genommen worden. Hintergrund sei eine Ermittlung zu der umstrittenen WM-Vergabe nach Katar. Katar hatte in einer skandalumwitterten Abstimmung 2010 mit 14:8-Stimmen gegen die USA den Zuschlag für die WM 2022 bekommen.

Platini war in die Kritik geraten, nachdem bekannt geworden war, dass er sich vor der Abstimmung zu einem Essen mit dem damaligen französischen Staatspräsidenten Nicolas Sarkozy und dem Emir von Katar im Elysee-Palast getroffen hatte. Dieses Treffen steht offenbar im Zentrum der aktuellen Ermittlungen.

Die französische Finanz-Staatsanwaltschaft leitete im Fall der Doppelvergabe der WM 2018 an Russland und 2022 an Katar im Jahr 2016 vorläufige Ermittlungen unter anderem wegen „Korruption“ und „Bildung einer kriminellen Vereinigung“ ein. Besonders interessiert sich die Justiz für das „Geheimtreffen“ im Elysee-Palast.

So wurden am Dienstag auch Vertraute von Sarkozy befragt. Die frühere Sportberaterin Sarkozys, Sophie Dion, befinde sich wie Platini in Polizeigewahrsam, wie es von den Ermittlern hieß. Zudem wurde der Sarkozy-Vertraute Claude Gueant verhört, der damals Generalsekretär des Elysee-Palastes war. Er befindet sich laut einer Justizquelle als „freier Verdächtiger“ aber nicht mehr in Haft. In Frankreich können Verdächtige für Befragungen bis zu 48 Stunden inhaftiert werden.

Der später gestürzte FIFA-Präsident Sepp Blatter hatte Platini und Sarkozy einst beschuldigt, die WM-Vergabe an Katar eingefädelt zu haben. Sarkozy habe Platini überzeugt, mit weiteren Vertrauten für das Land zu stimmen. Dies habe den Ausschlag für das Emirat gegeben, sagte Blatter Ende 2015.

Platini war UEFA-Präsident, ehe er von der FIFA-Ethikkommission 2015 zunächst für acht Jahre für alle Fußball-Aktivitäten gesperrt wurde. Der Bann wurde später auf vier Jahre reduziert. Grund war eine dubiose Zahlung von zwei Millionen Schweizer Franken, die der ehemalige Weltklassespieler 2011 von Blatter erhalten hatte. Laut Blatter und Platini handelte es sich um eine verspätete Honorarzahlung für Platinis FIFA-Arbeit in den Jahren 1998 bis 2002.

Platini galt vor seiner Sperre als Favorit auf die Nachfolge von Blatter als FIFA-Präsident. Nach seinem Ausschluss setzte sich überraschend sein ehemaliger enger Vertrauter Gianni Infantino bei der Wahl zum Weltverbands-Boss durch. Platinis Sperre läuft im Oktober 2019 aus.

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