Kiss feierten in Wien Rock-Spektakel der Superlative

Die etwas andere Pensionsfeier: Kiss haben im Rahmen ihrer Abschiedstour am Mittwochabend die ausverkaufte Wiener Stadthalle bespielt und noch einmal alle Show-Register gezogen. Es knallte, krachte und flammte im Dauerfeuer, die Musiker hoben ab und ließen Konfetti regnen. Auch musikalisch enttäuschte die US-Band nicht: „Rock And Roll All Nite“ hieß die Devise – und dieser wurde man gerecht.

Die „End Of The Road World Tour“ ist die letzte Konzertreise der New Yorker. Man wolle mit einem Spektakel abtreten, versprach Frontman Paul Stanley, und „die Messlatte noch einmal höher legen“. Um große Sprüche waren Kiss ja nie verlegen, aber als die Gruppe zu „Detroit Rock City“ auf Plattformen aus luftiger Höhe auf die Bühne schwebte, begleitet von einem Pyro-Gewitter und Explosionen, da war eigentlich bereits klar: Die Fans sollten auf ihre Kosten kommen.

Kiss packten alle ihre berühmten Show-Einlagen aus: „Demon“ Gene Simmons, der mit fast 70 in einem Ganzkörperpanzer und in Monster-Plateau-Schuhen herumstiefelte, spuckte Feuer und Blut. Letzteres in einer herrlich gruselig inszenierten Horror-Show zu „God Of Thunder“ samt Flugeinlage (nicht der letzten). Stanley animierte das begeisterte Publikum und flog über dessen Köpfe hinweg auf ein kleines Podest am Ende des Saals, wo er nach dem Hard-Rock-Fetzer „Love Gun“ auch den nach seinen Worten „größten internationalen Hit“ von Kiss intonierte: „I Was Made For Lovin‘ You“ – die Halle stand Kopf.

Die Song-Auswahl hatte keine großen Überraschungen zu bieten, war aber gut getroffen: Das animalische „Deuce“ mit seinen 70er-Jahre-Powerrock-Gitarren gefiel etwa ebenso gut wie das knackige „Let Me Go Rock And Roll“ (samt Blues-Jam-Ende) oder die bewährte Schluss-Nummer „Black Diamond“, bei der Drummer Eric „Catman“ Singer die Lead-Vocals übernahm und samt Schlagzeug unter die Hallendecke gehievt wurde. Kollege Tommy Thayer, ebenso wie Singer kein Gründungsmitglied, mag seinen Vorgänger im Kostüm des „Spaceman“ imitieren, aber der Gitarrist spielte einmal mehr solide und verlässlich – ach ja, Raketen schoss er auch aus seinem Instrument.

Die Band hat seit Jahren kein relevantes Album herausgebracht und Stanleys Stimme wurde nach fast 47 Jahren Gekreische in Mitleidenschaft gezogen (nicht zu kaschieren bei „Heaven’s On Fire“), aber für „Crazy Nights“ – den gleichnamigen Song gab’s im Zugabenteil – sind Kiss auch auf der Abschiedsreise ein Garant. Die Darbietung war pures Entertainment, „Rock And Roll All Nite“ eben!

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