Ex-Langlauftrainer wegen Dopings in U-Haft, Reichelt befragt

Im Zuge der Ermittlungen rund um die „Operation Aderlass“ ist vergangene Woche gegen einen Ex-Langlauftrainer die Untersuchungshaft verhängt worden, außerdem sind ein Servicemann sowie Alpinskifahrer Hannes Reichelt einvernommen worden. Das hat die Staatsanwaltschaft Innsbruck am Montag der APA bestätigt. Laut „Krone“ steht bei Reichelt der Verdacht der Einnahme verbotener Medikamente im Raum.

Reichelt (38) hat laut Skiverband (ÖSV) die Vorwürfe in Abrede gestellt. Der Super-G-Weltmeister von 2015 und dessen Management hätten den ÖSV umgehend darüber informiert, dass der Athlet im Zuge der Ermittlungen gegen Johannes Dürr auch befragt worden sei, hieß es am Montag in einer ÖSV-Stellungnahme. Reichelt habe auch gegenüber dem Verband versichert, dass diese Behauptungen gegen ihn nicht zutreffen, er niemals unerlaubte Substanzen zu sich genommen und auch nie jemanden für die Beschaffung solcher beauftragt habe.

Beim ehemaligen Langlauftrainer handelt es sich dem Vernehmen nach sowie auch laut einem Bericht der „Kronenzeitung“ vom Montag um Gerald H. Er soll Sportler aus verschiedenen Disziplinen beim Doping unterstützt haben. Er wurde laut Staatsanwaltschaft am Freitag festgenommen und hat von seinem Recht Gebrauch gemacht, keine Angaben zu machen. Da die Gefahr bestehe, dass er die weiteren Ermittlungen durch Absprachen mit den von ihm unterstützen Sportlern gefährden könnte, hat das Landesgericht Innsbruck noch am Samstag U-Haft über ihn verhängt.

Bei der „Operation Aderlass“ geht es um eine internationale Blutdopingaffäre, die vergangenen Februar u.a. während der Nordischen WM in Seefeld sowie in Deutschland losgetreten worden ist. Die Liste der mutmaßlich in den Blutdoping-Skandal um den deutschen Arzt Mark S. verwickelten Sportler soll 21 Namen umfassen. 15 aus sieben Nationen – darunter die österreichischen Skilangläufer Max Hauke, Dominik Baldauf und Dürr sowie die Radsportler Georg Preidler und Stefan Denifl – sind schon bekannt.

Im Rahmen der Verdachtsprüfung sei am Freitag auch Hannes Reichelt befragt worden, hieß es vonseiten der Staatsanwaltschaft Innsbruck. Der Sportler habe dabei in Abrede gestellt, irgendetwas mit Doping zu tun zu haben. Näheres zum gegen ihn (Reichelt) bestehenden Anfangsverdacht würden nicht bekannt gegeben, es gelte die Unschuldsvermutung.

In der Kronenzeitung sagte Reichelt, er sei mit Gerald H. in die Schule gegangen und dieser würde seit 2005 seine Trainingspläne schreiben. Der u.a. von Dürr belastete H. hatte 2017 den ÖSV verlassen, danach aber weiter Kontakt mit ÖSV-Sportlern gehabt. Erst vergangene März etwa trennte sich Biathlet Dominik Landertinger von „Berater“ H.

Der als untadeliger Sportsmann geltende Reichelt ist vor kurzem erstmals Vater geworden. Ihn habe fast der Schlag getroffen, als Beamte vor seiner Tür standen, sagte Reichelt laut „Krone“, in der er ebenfalls beteuerte, nie irgendwelche verbotenen Substanzen genommen zu haben. Der Sportler werde bis auf weiteres keine weiteren Kommentare gegenüber Medien abgeben, hieß es vonseiten des ÖSV am Montag zur APA.

Für Reichelt brach Andreas Puelacher eine Lanze. „Ich kenne Hannes schon sehr lange. Nur weil ein gewisser Herr etwas sagt, ist das ja noch kein Vergehen“, meinte der Herren-Rennsportleiter Alpin zur APA – Austria Presse Agentur. „Es ist für mich unvorstellbar, dass Hannes etwas in diese Richtung getan hat. Er ist einer, für den ich meine Hand ins Feuer lege.“

Gegen einen Niederösterreicher habe sich ebenfalls der Verdacht ergeben, dass er Sportler vermittelt und beim Doping unterstützt haben soll, hieß es in der Stellungnahme der SA Innsbruck. Bei ihm soll es sich dem Vernehmen nach um Emanuel M., zuletzt Servicemann des vierfachen Schweizer Olympiasiegers Dario Cologna handeln. Der Niederösterreicher habe umfangreiche Angaben gemacht und wurde am Freitag nach seiner Befragung wieder enthaftet.

Welche Sportler von Gerald H. und Emanuel M. unterstützt bzw. vermittelt worden waren, sei noch Gegenstand laufender Ermittlungen, hieß es. „Dazu werden daher keine Auskünfte erteilt, auch nicht dazu, aus welchem Sportbereich die mutmaßlich betreuten Athleten kommen“, teilte die Staatsanwaltschaft mit.

Bezüglich Reichelt berichtete der ÖSV weiters, von der Nationalen Anti-Doping-Agentur NADA nie über etwaige Auffälligkeiten beim Salzburger informiert worden zu sein. Laut ÖSV sei Reichelt – wie viele andere Athleten auch – mehrmals im Jahr getestet worden. Die NADA sagte der APA, dass man keine Stellungnahme zu Reichelt abgebe und verwies auf die Ermittlungsbehörden.

„Für den ÖSV gilt die Unschuldsvermutung gegenüber Hannes Reichelt solange kein Beweis erbracht ist, dass die Andeutungen über ihn Relevanz haben. Selbstverständlich gilt für den ÖSV die Prämisse: Null Toleranz bei Dopingvorfällen und harte Konsequenzen für wen auch immer“, heißt es in der ÖSV-Aussendung.

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