Romy 2019: Star-Parade mit politischen Zwischentönen

Routiniert glanzvoll ist am Samstagabend die Verleihung der „Kurier Romy“-Fernsehpreise über die Bühne gegangen. Die Trophäe wurde bereits zum 30. Mal vergeben, und auch zum Jubiläum gab es eine Star-Parade mit politischen Zwischentönen. Flüchtlings- und ORF-Politik wurden heuer in den Dankesreden angesprochen. Deutliche Regierungskritik übte Schauspielerin Erika Pluhar.

Pluhar wurde mit der Platin-Romy für ihr Lebenswerk ausgezeichnet. Und sie konstatierte: „Nirgendwo ging und geht es Menschen so gut wie bei uns.“ Trotzdem „gelingt es unserer derzeitigen Regierung“ und anderen Akteuren, „mit Werten, die ständig zitiert und gleichzeitig verraten werden“, sich einer „menschenverachtenden Gesinnung wieder zuzuneigen und damit Erfolg zu haben. Weil man den Menschen Angst macht. Sie glauben lässt, es ginge ihnen immer schlechter. Sie verlören durch Migration und Fremdes, das auf sie einwirkt, den Boden unter den Füßen.“ Ein Abend wie die Romy-Gala, der Kunst und Kreativität feiere, sollte auch den „Widerstand gegen Fälschung und Irrweg“ hochleben lassen und jene vernetzen, die für „Anstand, Vernunft, Empathie und Offenheit“ stünden.

Der Akademie-Preis in Platin für das Lebenswerk ging an den TV-Produzenten Jan Mojto. Er erinnerte in seiner Rede an seine Flüchtlingsbiografie, Mojto war aus der Tschechoslowakei emigriert. „Heimatlos, mittellos, sprachlos“ sei er damals gewesen. „Ähnliche Menschen klopfen heute an die Tore Europas. Und wer weiß, vielleicht sind da zukünftige Romy-Preisträger.“ Proschat Madani, vom Publikum zur beliebtesten Serienschauspielerin („Walking on Sunshine“) gekürt, erklärte: Ein Erfolg wie ihrer sei nur möglich, „weil es mehr Leute gegeben hat, die an mein Potenzial geglaubt haben, als jene, die Vorurteile haben, weil ich fremd bin. Ich würde mir sehr wünschen, dass das heute auch so wäre.“

Für pointierte medienpolitische Ansagen garantierte die Wahl von Armin Wolf zum Publikumsliebling in der Kategorie Information: Der „Zeit im Bild 2“-Moderator hatte 2018 mit einem Interview mit dem russischen Präsidenten Vladimir Putin für Aufsehen gesorgt und nannte nun Putin sowie FPÖ-Obmann und Vizekanzler Heinz-Christian Strache („Er hat letztes Jahr auf Facebook sehr viel Werbung für mich gemacht“) seine „Wahlhelfer“. Und er appellierte an die ORF-Gebührenzahler: „Bitte bezahlen Sie weiter, solange man Sie noch lässt. Wenn man Sie nämlich nicht mehr lässt, dann haben wir einen Staatsfunk.“

Der ORF möge „aufrecht, selbstbewusst und unabhängig“ agieren, wünschte sich Wolf. Und der ORF solle „schmissige Dokumentationen und scharfe Satire“ nicht nur produzieren, „sondern auch senden, ohne Piep“, spielte er auf die jüngste Aufregung um eine „maschek“-Ausgabe in „Willkommen Österreich“ und auf eine noch nicht gesendete Burschenschafter-Dokumentation an. „Zu Tode gefürchtet ist auch tot“, sagte er in der vom ORF live übertragenen Gala in Richtung des anwesenden ORF-Generaldirektors Alexander Wrabetz. Ebenfalls im Saal war Medienminister Gernot Blümel (ÖVP), und er bekam vom Anchorman zu hören: „Von der Politik würde ich mir ein neues ORF-Gesetz wünschen, das den ORF nicht erpressbarer macht.“ Vielmehr brauche der Öffentlich-rechtliche „mehr Unabhängigkeit. Das würde von der Politik einen Verzicht auf Einfluss verlangen. Ich weiß, das wäre schwierig, aber das wäre wirklich neuer Stil.“

Beliebteste Schauspielerin in der Kategorie Kino/TV-Film wurde Marie Bäumer, die in „Drei Tage in Quiberon“ die Namensgeberin des Preises, Romy Schneider, verkörperte. Als beliebtester Serienschauspieler machte Philipp Hochmair das Rennen, in der Kategorie Show und Unterhaltung Horst Lichter („Bares für Rares“). Die Romy in der Kategorie Film nahm Thomas Stipsits entgegen. In der Kategorie Sport siegte Alina Zellhofer, erste Moderatorin von „Sport am Sonntag“.

Zu weiteren am Samstagabend verliehenen Akademiepreisen zählte die Sky-Produktion „Das Boot“ (Regie: Andreas Prochaska) mit dem Preis der Jury, der „Kurier des Kaisers“ als beste Programmidee und der „TV-Moment des Jahres“, für den Ausnahmesportler Marcel Hirscher beim Schladminger Nachtslalom sorgte.

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