Großartiger Thiem gewann ersten Masters-1000-Titel

Diesen Titel hat sich Dominic Thiem wirklich verdient. Im dritten Anlauf in einem Masters-1000-Turnier hat es am Sonntag für den 25-jährigen Niederösterreicher nach einer famosen Leistung gegen Superstar Roger Federer endlich geklappt. Im hochklassigen Endspiel des mit 8,359 Mio. Dollar dotierten Events in Indian Wells besiegte er den Schweizer nach 2:02 Stunden mit 3:6,6:3,7:5.

Sein insgesamt zwölfter ATP-Titel ist mit Abstand der bisher wertvollste, sowohl vom Preisgeld, als auch von den 1.000 Punkten her. Nur bei den French Open 2018 hat Thiem mit dem Einzug ins Endspiel mit 1.200 Zählern mehr Punkte für das Ranking gemacht. Der Lohn dafür ist Rang 4 und damit die Egalisierung seiner bisher besten Platzierung im ATP-Ranking und schon wieder Platz 5 im ATP-Race to London.

„Es ist unwirklich. Ich war das ganze Match wie in Trance. Ich habe jede Sekunde genossen“, freute sich Thiem in einer ersten Reaktion auf dem Court. Nach dem Triumph hatte er sich vor den Augen seiner Mutter Karin vor Freude auf den Rücken fallen lassen. „Ich musste mich erst an Rogers Spiel gewöhnen, weil er im ersten Satz unglaublich gespielt hat und ganz anders als meine Gegner zuvor in diesem Turnier.“ Danach habe er sich ins Match gekämpft. „Ich hatte ein bisschen Glück, als ich die Breakbälle früh im zweiten Satz abgewehrt habe und es war ein Kampf bis zum Schluss. Ich war nervös, als ich es ausservieren musste.“ Der Sieg bedeutet Thiem, der in Indian Wells u.a. von Neo-Touring-Coach Nicolas Massu betreut wurde, sehr viel. „Ich habe meine ersten beiden 1000er-Finali verloren und hier habe ich gewonnen. Es ist fast so wertvoll wie ein Grand-Slam-Titel.“

Federer, der erst vor kurzem seinen 100. ATP-Titel gewonnen hat und nun im Head-to-Head mit Thiem 2:3 zurückliegt, zeigte sich wie immer als fairer Verlierer und schien sich ehrlich mit dem Österreicher mitzufreuen. „Gratuliere, du hast es dir wirklich verdient nach dieser tollen Woche“, sagte die lebende Tennis-Legende. Federer deutete auch an, dass er hofft, auch 2020 an diesen bei den Spielern sehr beliebten Schauplatz zurückzukommen.

Thiem bedankte sich bei Federer bescheiden und ebenso freundlich. „Roger, was für eine Freude, immer noch gegen dich zu spielen und so viel von dir zu lernen. Mit einer der größten Legenden aller Zeiten zu spielen, in so einem großen Finale, es ist ein bisschen unwirklich für mich“, erklärte der Lichtenwörther. „Es ist nicht mein Recht, dir zu gratulieren, du hast 88 mehr Titel als ich, also hoffe ich nur, dass du noch viel länger spielst und wir hoffentlich noch ein paar weitere große Finali haben. Danke für alles.“

Für den Titel kassiert Thiem 1,354 Mio. Dollar (1,2 Mio. Euro) und überschritt nun beim Karriere-Preisgeld die 15 Millionen-US-Dollar-Grenze. Er hält bei 15.626.550 US-Dollar brutto. Thiem ist erst der zweite Österreicher nach Thomas Muster, der in dieser Kategorie ein Turnier gewonnen hat.

Das Match ist auf hochklassigem Niveau verlaufen. Federer gelang vor 16.100 Zuschauern gleich im ersten Aufschlag-Spiel Thiems das erste Break des Finales zum 2:0, nachdem dieser zunächst noch drei Breakbälle bei 0:40 abgewehrt hatte. So viele Breakbälle hatte im Halbfinale Milos Raonic im ganzen Match gegen den Niederösterreicher nicht vorgefunden. Federer legte mit einem sicheren Game zum 3:0 nach. Thiem konnte danach zu Null erstmals anschreiben, doch Federer stellte nach 19 Minuten schon auf 4:1. Mit erhöhtem Druck auf die Rückhand und nach einem hervorragenden Returngame schaffte Thiem aber das Rebreak zum 3:4. Doch ein in großartiger Spiellaune befindlicher Federer schaffte es neuerlich, dem French-Open-Finalisten des Vorjahres das Service zum 5:3 abzunehmen. Nach 36 Minuten geriet Thiem gegen den 20-fachen Grand-Slam-Sieger mit 0:1-Sätzen in Rückstand.

„Ein verdienter Satzgewinn für Federer“, konstatierte auch der daheimgebliebene Thiem-Hauptcoach Günter Bresnik auf ServusTV. „Ein Qualitätsunterschied ist da, aber der Unterschied ist gering. Aber Dominic serviert nicht so konstant wie im Halbfinale“, stellte Bresnik zu dem Zeitpunkt fest.

Der geringe Unterschied sollte sich bald in Zahlen ausdrücken. Im zweiten Satz verhinderte Thiem einen frühen Serviceverlust, bei 1:1 wehrte er zwei Breakbälle ab. Federers Leistung ließ vor allem beim ersten Aufschlag für einige Zeit nach, Thiem nutzte dies zum Break zum 3:1 und nach 59 Minuten war Thiem plötzlich mit 4:1 auf Kurs Satzausgleich. Und er ließ sich nicht mehr davon abbringen: Nach 1:14 Stunden erzwang der Niederösterreicher mit 6:3 einen Entscheidungsdurchgang.

In diesem steigerte sich Federer wieder und konnte sich wieder mehr auf sein Service verlassen. Beide Spieler agierten bei ihren Aufschlägen souveräner, doch im achten Game bei 3:4 aus Sicht Thiems geriet der Niederösterreicher in Bedrängnis: zunächst ein 0:30 nach zwei Vorhandfehlern, dann bei 30:40 wehrte Thiem den ersten Breakball des dritten Satzes ab, doch erst mit der dritten Chance schaffte er das 4:4. In großartigen Ballwechseln gelang dann aber Thiem das einzige Break des Satzes zum 6:5, Thiem servierte nervös, aber doch zum bisher größten Triumph seiner Karriere aus.

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