Thiem gegen Raonic um drittes ATP-1000-Finale

Dominic Thiem steht ohne Satzverlust bereits im Halbfinale des mit 8,359 Mio. Dollar dotierten ATP-Masters-1000-Turniers in Indian Wells. Der 25-jährige Niederösterreicher profitierte Donnerstagabend von einer verletzungsbedingten Aufgabe des Franzosen Gael Monfils. Gegen den als Nummer 13 gesetzten Kanadier Milos Raonic geht es nun am Samstag um sein drittes Endspiel auf diesem Level.

Das mit Spannung erwartete Duell mit dem zuletzt sehr starken Monfils fiel ins Wasser. Thiem war schon spielbereit und wartete im Golf-Kart schon auf den Transport zum Center Court. „Als Gael nach 10, 15 Minuten noch immer nicht gekommen ist, habe ich mir schon gedacht, dass irgendwas nicht stimmt. Es wäre auf jeden Fall ein super Match geworden, schade für uns und die Fans.“

Dass sich Thiem danach für ein Training mit seinem Touring-Coach Nicolas Massu auf dem Center Court entschieden hat, war nicht nur den Fans zuliebe. „Es sind viele geblieben, um das Training zu sehen, für die habe ich es gemacht, aber andererseits habe ich dieses Jahr noch nicht auf dem Center Court gespielt. Vor Leuten hat es viel mehr Spaß gemacht. Es war das Beste, was ich aus der Situation habe machen können.“

Thiem kann nach den zuvor schon gezeigten Leistungen in den ersten drei Runden ohne Satzverlust mit Selbstvertrauen ins dritte Duell mit Raonic gehen. „Ich habe hier sehr gut trainiert und die Trainingsleistungen immer besser ins Match umgesetzt. Ein Semifinale in Indian Wells ist ein Superergebnis. Das ist fast wie ein Grand-Slam-Turnier“, freut sich der Weltranglisten-Achte, der im Ranking ab Montag zumindest Siebenter sein wird. Doch natürlich hat er noch nicht genug. „Ich fühle mich körperlich sehr gut, werde morgen eine gute Trainingssession haben und dann hoffentlich gegen Raonic den ersten Sieg einfahren und alles dafür geben.“

Seine bisher zwei Matches gegen Raonic hatte er jeweils in zwei Sätzen und jeweils 2016 auf Hartplatz (in Cincinnati und beim Masters in London) verloren. Thiem weiß, was ihn erwartet. „Er ist sicher einer der besten drei Aufschläger, die es gibt, da wird es sehr schwer, dass ich bei seinem Aufschlag Chancen bekomme“, sagt der elffache Turniersieger, der auf seinen ersten Titel auf Masters-1000-Niveau noch wartet. „Auch von hinten bewegt er sich nicht schlecht, und spielt eine sehr gute Vorhand.“

Doch Thiem hatte es bereits im Turnierverlauf mit so einem Spielertyp zu tun, als er im Achtelfinale gegen Ivo Karlovic 6:4,6:3 gewonnen hatte. „Ich werde es ähnlich angehen und werde mich auf meine Aufschlag-Games konzentrieren, versuchen die durchzubringen und dann hoffentlich ergibt sich einmal im Satz eine Chance zum Break.“

Für Thiem ist es sein insgesamt fünftes Halbfinale in der zweithöchsten Turnierkategorie nach den Grand Slams. Nun möchte er zum dritten Mal nach zweimal Madrid (2017, 2018) in ein 1000er-Endspiel vordringen. Und dort könnte es zum Duell mit einem der Superstars Roger Federer oder Rafael Nadal kommen, der Schweizer und der Spanier müssen zuvor aber am Freitag erst selbst ihre Viertelfinali gewinnen.

Im ersten ATP-Masters-1000-Halbfinale außerhalb Europas geht es für Thiem freilich auch um fette Punkte und viel Preisgeld: Er hat bisher 360 ATP-Zähler sowie 354.000 Dollar (313.413,02 Euro) Preisgeld brutto sicher. Gewinnt Thiem, dann erhöht er sein Punktekonto um 600 und als Finalist winken ihm 686.000 Dollar. Mit einem Finaleinzug wäre er ab Montag auch fix Nummer 6 der Welt.

Sicher ist schon jetzt, dass seine Saison, die bis vor dieser Woche nach Erkrankungen in der Vorbereitung und bei den Australian Open durchwachsen war, gerade rechtzeitig einen Turnaround erfahren hat. Das wird sich auch im ATP Race to London, das für die Masters-Qualifikation für Top 8 des Jahres ausschlaggebend ist, auswirken: Der French-Open-Finalist des Vorjahres war ja mit nur drei Saisonsiegen bei vier Niederlagen nach Kalifornien gekommen. Nun springt Thiem vom 90. Platz auf zumindest den 18. Rang.

„Manchmal hat man auch ein Glück, da darf man sich diesmal wirklich nicht beschweren. Auch wenn kein Mensch das will, dass man ein Semifinale dann mit einem w.o. erreicht“, erklärte Thiem-Coach Günter Bresnik gegenüber der APA. „Für mich sind halt die Punkte momentan vorrangig, Dominic wäre es sicherlich lieber gewesen ein Match zu spielen“, gab Bresnik zu. Raonic werde ein unangenehmer Gegner im Halbfinale. „Das ist halt ein junger Karlovic, der sich von der Grundlinie besser bewegt. Er wird wohl einen sehr guten Kick auf die Rückhand von Domi servieren.“ Möglicherweise fehle seinem Schützling der Härtetest gegen Monfils, aber wenn sich Thiem noch etwas steigere sei alles möglich. „Ich sage schon seit über zwei Jahren, dass ein Dominic in guter Verfassung gegen jeden Spieler gute Gewinnchancen hat.“

Laut Informationen der ATP auf APA-Anfrage wird Thiem unabhängig vom Ausgang am Samstag im Halbfinale gegen Milos Raonic (CAN) im nächsten ATP-Ranking wieder Sechster sein. Verliert Thiem im Semifinale, hat er gleich viele Punkte wie Kevin Anderson, aufgrund einer Spezialregelung (jeweilige Punkte bei verpflichtenden Turnieren) würde Thiem aber vor dem Südafrikaner gereiht.

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