TV-Journalistin Elizabeth T. Spira mit 76 Jahren gestorben

Die österreichische Journalistin und Dokumentarfilmerin Elizabeth T. Spira ist im Alter von 76 Jahren gestorben. Wie der ORF berichtete, starb Spira in der Nacht auf Samstag nach langer Krankheit in Wien. Mit „Alltagsgeschichten“ und „Liebesg’schichten und Heiratssachen“ schuf Spira zwei Kultsendungen. Bundespräsident Alexander van der Bellen würdigte Spira via Twitter als „große Chronistin“.

Auch Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) meldete sich über den Kurznachrichtendienst. „Das Lebenswerk der österreichischen Journalistin Elizabeth T. Spira ist beeindruckend und beschreibt Österreichs Gesellschaft auf eine ganz besondere Art und Weise“, so Kurz.

Elizabeth Toni Spira wurde am 24. Dezember 1942 in Glasgow geboren. Ihr Vater Leopold Spira, als Jude und Kommunist gleich doppelt gefährdet, war mit seiner Familie vor den Nazis geflohen und wurde nach seiner Teilnahme am spanischen Bürgerkrieg in Frankreich und England zeitweilig als „feindlicher Ausländer“ interniert. Ihren ersten Vornamen (samt „z“) verdankt Elizabeth Toni Spira der englischen Königin, ihren zweiten dem Decknamen ihres Vaters in der Illegalität. 1946 kehrte die Familie nach Österreich zurück.

Nach der Schulzeit studierte Spira in Wien Publizistik und arbeitete zunächst als Journalistin im Nachrichtenmagazin „profil“. Nachdem Claus Gatterer im ORF gerade das Magazin „teleobjektiv“ gegründet hatte, wechselte Spira zum Fernsehen. „Es war kein Traum von mir, Bilder zu machen“, erinnert sie sich an ihre Anfänge im ORF: „Ich habe gemeinsam mit Robert Dornhelm die ersten Geschichten gemacht. Aber er war so chaotisch wie ich. Am Abend haben wir lieber gepokert als Konzepte geschrieben.“

Gemeinsam mit dem Historiker Michael Mitterauer entwickelte Spira dann das „Alltagsgeschichten“-Konzept. Die Serie startete 1985, 1997 kam die TV-Partnervermittlung „Liebesg’schichten und Heiratssachen“ dazu. Spira und ihr Kameramann Peter Kasperak wurden zu Quotengaranten und Fließbandarbeitern. Dabei braucht es viel Fingerspitzengefühl im Umgang mit den Menschen, die vor der Kamera ihr Herz ausschütten – oft erstmals seit Jahren. „Mit mir geht es, weil ich eine Fremde bin und trotzdem eine Bekannte. Irgendwie hat man mich geholt, aber gleichzeitig zittert man vor mir – aber ich weiß, wie man die Leute streicheln muss.“

In den seit 1997 gesendeten 22 Staffeln der „Liebesg’schichten und Heiratssachen“ ließen sich mehr als 1.000 Menschen in der Sendung auf ihrer Partnersuche porträtieren. Viele davon fanden das Liebesglück, einige Paare gaben einander sogar das Ja-Wort, darunter auch gleichgeschlechtliche Paare, die ihre Partnerschaft offiziell eintragen ließen. Auch eine Reihe von „Liebesg’schichten und Heiratssachen“-Babys erblickte das Licht der Welt.

ORF-Generaldirektor Alexander Wrabetz bezeichnete Spira in einer Aussendung als „eine der renommiertesten ORF-Journalistinnen des Landes“. Mit ihren einzigartigen TV-Sendungen sei es ihr gelungen, „ein Stück österreichische Alltagskultur zu schaffen, das seit mehr als 20 Jahren ein Fixpunkt im ORF-Programm ist“. Mit ihrem speziellen journalistischen Zugang habe sie den Österreichern „oft einen Spiegel vorgehalten“.

Der ORF ändert in memoriam sein Programm. Am heutigen Samstagabend werden um 22.55 Uhr sowie 23.40 Uhr zwei Filme aus ihrer Dokumentationsreihe „Alltagsgeschichte“ gezeigt. „Thema“ am 22. März sowie der kommende „kulturMontag“ (11. März) werden die Verstorbene mit Porträts würdigen.

(APA)

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