Netrebko-Festspiele am Opernball
Der 63. Wiener Opernball ist ganz im Zeichen von Weltstar Anna Netrebko gestanden. Die Sopranistin sang bei der umjubelten Eröffnung zuerst „Il bacio“ von Luigi Arditi und dann gemeinsam mit ihrem Ehemann Yusif Eyvazov noch „O soave fanciulla“ aus „La Boheme“ von Puccini. „Ich bin eine Cinderella nur für eine Nacht“, sagte Netrebko gegenüber der APA.
Das offizielle Österreich war mit Bundespräsident Alexander Van der Bellen und Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) vertreten. Van der Bellen zeigte sich begeistert. Die Eröffnung „war fantastisch“, sagte das Staatsoberhaupt. Es sei deutlich geworden, „wie viel Disziplin und Arbeit dahintersteckt“. Der Auftritt der Debütanten und Ballettkünstler sei „geradezu mystisch“ gewesen, bekräftigte Van der Bellen. Angetan vom Fest in der Oper war auch Staatsgast Auma Obama. Ihr gefalle es hier „sehr, sehr gut“, sie freue sich sehr über die Einladung, sagte sie vor Journalisten in der Loge des Bundespräsidenten. „Es gibt hier viel zu sehen“.
Kurz zeigte sich von der Darbietung beeindruckt. „Es war eine tolle Eröffnung“, sagte er im Gespräch mit der APA in seiner Loge. „Insbesondere von Anna Netrebko“ seien er, seine Lebensgefährtin Susanne Thier und seine Gäste begeistert gewesen. Kurz hatte den nordmazedonischen Regierungschef Zoran Zaev zum Ball geladen. Er erwartete im Laufe des Abends zahlreiche weitere Besuche. „Ich werde mich bemühen, ein möglichst guter Gastgeber zu sein, dass die Gäste das hier auch genießen können“, sagte der Bundeskanzler.
Auch Außenministerin Karin Kneissl (FPÖ) und Vizekanzler Heinz-Christian Strache (FPÖ) brachten Gäste in die Staatsoper mit. Kneissl hatte den tschechischen Außenminister Tomas Petricek eingeladen. Strache kam mit dem serbischen Außenminister und Vize-Premier Ivica Dacic sowie dem ungarischen Kanzleramtsministers Gergely Gulyas. Der Deutsche Ex-Kanzler Gerhard Schröder nahm gemeinsam mit seiner Frau Soyeon Kim in der Loge der OMV Platz.
Besonders die ÖVP war mit Kanzleramtsminister Gernot Blümel, Finanzminister Hartwig Löger, Umweltministerin Elisabeth Köstinger, Wirtschaftsministerin Margarete Schramböck, Justizminister Josef Moser, begleitet von Song Contest-Gewinnerin Conchita, sowie Staatssekretärin Karoline Edtstadler stark vertreten. Der erst vor einem dreiviertel Jahr gewählte Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) setzte die Tradition von Amtsvorgänger Michael Häupl (SPÖ) fort und ließ sich das Ballgeschehen ebenfalls nicht entgehen. Er brachte auch einen offiziellen Gast mit: Ludwig hatte den Generaldirektor des Büros der Vereinten Nationen in Wien, Yury Fedotov, eingeladen. Von der SPÖ kam die Zweite Nationalratspräsidentin Doris Bures auf den Ball.
Richard Lugner war mit seinem Gast, dem ehemaligen australischen Top-Model Ellen Macpherson rundum zufrieden. „Sie ist freundlich, sie ist unkompliziert, sie ist pünktlich“, unterstrich der Baumeister gegenüber der APA. Auch „The Body“ nahm den Auftritt gelassen, obwohl Macpherson von Kamerateams extrem bedrängt wurde, bewahrte sie stets ihre Haltung. „Es ist wunderschön“, meinte sie sogar.
Tatsächlich erinnerte der Auftritt des ehemaligen Models nach ein paar ruhigeren Jahren an die Hochzeiten des Baumeisters. Entsprechend glücklich war Lugner auch, als er im dichten Kameragedränge gemeinsam mit Macpherson den Weg in die Mittelloge zum ORF-Interview bahnen musste. Der Opernballgast kam in einem schwarzen Kleid des englischen Labels „Nevana“. Macpherson wählte das Outfit aus Taft und Spitze, weil es „schlicht und elegant“ sei. Spitzenkleider lagen dieses Jahr im Trend. Auch Opernball-Organisatorin Maria Großbauer zeigte sich in roter Spitze, designt von der österreichischen Modeschöpferin Lena Hoschek.
Sängerin Conchita alias Tom Neuwirth kam in einem hautengen, tief ausgeschnittenen weißen Kleid des Designers Juergen Christian Hoerl und mit Glatze auf den Opernball. Erst kürzlich hatte die Künstlerin, die auch Botschafterin der im Juni in Wien stattfindenden EuroPride ist, ihr neues Styling auf dem Grazer Tuntenball gezeigt.
Conchita kam auf Einladung von Justizminister Josef Moser (ÖVP) zum Fest. „Ich bin geehrt, heute Abend auf dem Opernball zu sein“, sagte sie. Sie wolle mit ihrem Besuch die Wichtigkeit der EU-Wahl hervorheben, die im Mai stattfindet. „Geht wählen!“ Das Konzept Europa sei wichtig, meinte Conchita am Roten Teppich. Nun freue sie sich, „am größten Künstlerball eingeladen zu sein.“ Sie besuchte das zweite Mal den Opernball.
Schauspielerin Nina Proll, die mit ihrem Ehemann Gregor Bloeb antanzte, freute sich sehr auf den Auftritt von Anna Netrebko. Die Gelegenheit, die Sopranistin zu hören, „hat man ja nicht jeden Tag“, sagte sie. Proll trug ein blaues Samtkleid, das von Moderatorin Silvia Schneider designt wurde.
Auch die Oper selbst war am Ball stark vertreten: So standen unter anderem die Sänger Michael Schade, Juan Diego Florez, Rene Pape, Heinz Zednik, Andreas Schager und Lidia Baich, Marina Rebeka, Ferruccio Furlanetto, Daniela Fally, Zoryana Kushpler, Ildiko Raimondi und Wolfgang Bankl auf der Gästeliste. Weitere Künstler am Ball waren Susanne Wuest, Gregor Bloeb, Nina Proll, Cornelius Obonya, Maria Köstlinger, Juergen Maurer, Stephanie Reinsperger, Kristina Sprenger, Philipp Hochmair, Yury Revich, Birgit Sarata und Antonello Manacorda.
Die Eröffnung der 144 Debütanten zum „Kaiser Franz Josef I. Rettungs-Jubel-Marsch“, op. 126 von Johann Strauß war heuer durchaus riskant: Zum ersten Mal wurde in der von der Tanzschule Santner ausgerichteten Choreographie von zwölf Paaren eine anspruchsvolle Hebefigur gezeigt. „Wir wollten etwas bieten, das noch nie da war“, sagte Tanzlehrerin Maria Santner. Den Jungdamen und -herren gelang dies auch perfekt. „Es war großartig“, freute sich Santner, die auch als erste Frau in der Geschichte des Balles eine Quadrille ansagte.
Das Wiener Staatsballett zeigte den Walzer „Morgenblätter“ von Johann Strauß. Für die Choreographie war Flerence Clerc verantwortlich. Unter den Tänzern waren die beiden frisch gebackenen Ersten Solotänzer der Compagnie, Natascha Mair und Jakob Feyferlik.
Bis zu 1,433 Millionen Zuschauer haben die ORF-2-Übertragung des „Wiener Opernballs 2019“ verfolgt. „Die Eröffnung“ um 21.40 Uhr sahen im Schnitt 1,357 Millionen bei einem Marktanteil von 50 Prozent. Den Einzug der Gäste über den Red Carpet und die Feststiege sowie erste Berichte aus der Oper verfolgten laut ORF im Schnitt 1,154 Millionen Zuschauer (Marktanteil 38 Prozent).
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