Airbus beendet Produktion von weltgrößtem Passagierjet A380

Airbus gibt dem Superjumbo A380 keine Zukunft mehr. Weil die Nachfrage eingebrochen ist, wird das größte Flugzeug der Welt in zwei Jahren aus dem Programm genommen, wie der europäische Flugzeughersteller am Donnerstag mitteilte. „Es war eine schmerzliche Entscheidung für uns“, sagte Airbus-Chef Tom Enders im französischen Toulouse, wo er zum letzten Mal die Jahresbilanz vorstellte.

In zwei Monaten übergibt der Deutsche die Airbus-Führung an den Franzosen Guillaume Faury. Auf den letzten Metern kümmerte sich Enders nun um einen der größten Sorgen des Konzerns. Den Ausschlag für das Aus des A380 gab eine Auftragskürzung des Hauptkunden Emirates. Aber auch viele andere Airlines bevorzugen inzwischen kleinere Großraumflieger, die sich wirtschaftlicher betreiben lassen.

Die Entscheidung des europäischen Boeing-Konkurrenten war deshalb in Branchenkreisen erwartet worden. Der Produktionsstopp, dem im Jahr 2021 die letzte Auslieferung des A380 folgen soll, betrifft 3.000 bis 3.500 Beschäftigte, unter anderem in Deutschland und Frankreich. Airbus kündigte umgehend Gespräche mit den Arbeitnehmervertretern an und versprach: Es werde zahlreiche Möglichkeiten zu internen Stellenwechseln geben, da die Produktion des beliebten Mittelstreckenjets A320 hochlaufe und zugleich Emirates andere Flugzeuge bestellt habe.

Auch die deutsche Gewerkschaft IG Metall gab sich gelassen. „Durch die A320, A330 und A350 haben die Beschäftigten an den norddeutschen Standorten reichlich Arbeit. Nun geht es darum, den Wechsel für die vom Aus der A380 betroffenen Beschäftigten zu regeln“, erklärte Bezirksleiter Meinhard Geiken. Betriebsbedingte Kündigungen seien bis Ende nächsten Jahres ohnehin ausgeschlossen.

Am Markt überwog die Erleichterung darüber, dass es nun Klarheit über den A380 gibt. In Paris stiegen Airbus-Aktien um bis zu 6,3 Prozent auf 110,94 Euro und verfehlten ihr bisheriges Rekordhoch nur um wenige Cent. Der Flugzeugbauer habe sehr starke Quartalsergebnisse vorgelegt, sagte ein Börsianer.

Seinen Jungfernflug hatte der A380, der mit bis zu 853 Sitzen ausgestattet werden kann, im April 2005 – von Airbus angepriesen als die „Zukunft des Langstrecken-Reisens“. Von Beginn an machte der Superjumbo aber mit einer Pannenserie Schlagzeilen, viele Auslieferungen verzögerten sich. Die Chefs von Emirates und Lufthansa, die zu den insgesamt 14 Fluggesellschaften mit A380-Maschinen in der Flotte zählen, machten nun deutlich, dass der Riesenflieger zwar hoch angesehen ist, sich aber nur als Nischenprodukt rentiert. „Der Airbus A380 ist ein faszinierendes und in vielerlei Hinsicht herausragendes Flugzeug“, sagte Lufthansa-Chef Carsten Spohr. „Es hat sich allerdings gezeigt, dass ein profitabler Einsatz der A380 nur auf den extrem nachgefragten Strecken möglich ist.“ Emirates-Chef Ahmed bin Saeed al-Maktoum äußerte Bedauern darüber, dass er den Großauftrag kürzen musste.

Die arabische Airline, die ihre vorhandenen A380-Maschinen nach eigenem Bekunden langfristig weiter betreiben will, kürzte ihre offenen A380-Bestellungen von 162 auf 123. In den kommenden zwei Jahren wird Emirates damit nur noch 14 Exemplare in Empfang nehmen. Das lasse sich nicht durch Bestellungen anderer Kunden ausgleichen, erklärte Airbus. Emirates setze bei Neuanschaffungen auf kleinere Großraumflugzeuge: Die Airline habe nun 40 Exemplare vom Typ A330 sowie 30 Maschinen des A350 in Auftrag gegeben.

Weil die Aufträge also weiter sprudeln, florieren die Geschäfte trotzdem. Mit seinen Zahlen 2018 schnitt Airbus insgesamt besser ab als erwartet: Der Umsatz stieg auf 63,7 Milliarden Euro von 59,0 Milliarden ein Jahr zuvor. Das Betriebsergebnis (bereinigtes Ebit) kletterte auf 5,83 Milliarden Euro von 3,19 Milliarden. Auch das sorgte bei Börsianern für gute Stimmung.

Der oberösterreichische Luftfahrtzulieferer FACC setzte nach dem Aus für die Produktion des Airbus A380 unterdessen eine Gewinnwarnung ab. Konkret senkt das Unternehmen wegen eines daraus entstehenden negativen Einmaleffekts seinen Ausblick für das operative Ergebnis (Ebit) im Geschäftsjahr 2018/19 um 12 auf rund 40 Mio. Euro, teilte FACC am Donnerstagnachmittag mit. Ein Stellenabbau ist bei FACC aber nicht geplant, hieß es auf APA-Anfrage.

(APA/dpa)

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