Stuhec verteidigte Abfahrtstitel – Österreich ging leer aus

Schwer geschlagen und medaillenlos werden Österreichs Speedfahrerinnen von der WM aus Aare abreisen. Bei der erfolgreichen Titelverteidigung der Slowenin Ilka Stuhec in der Abfahrt am Sonntag landete Stephanie Venier hinter der Schweizerin Corinne Suter (0,23) und der Abschied nehmenden US-Amerikanerin Lindsey Vonn (0,49) nur auf dem Blech-Rang (0,53).

Platz sieben wurde es für Ramona Siebenhofer (0,64), sowie ex aequo neun für Nicole Schmidhofer und Tamara Tippler (0,81) – womit keine ganz ausließ, aber es für keine ganz nach vor reichte. Erstmals seit Schladming 2013 gewannen Österreichs Speedfahrerinnen keine Medaille bei einer WM. Und das, nachdem sie heuer speziell in der Abfahrt so dominiert hatten. Nicole Schmidhofer und Ramona Siebenhofer gewannen jeweils zwei Rennen, Venier eines. Einzige nicht-österreichische Siegerin war Stuhec gewesen.

Bei der wegen Nebels und Wind nur ab dem zweiten Reservestart „Hummelbranten“ durchgeführten Abfahrt über 1.670 m gelang der 28-jährigen Stuhec der zweite Gold-Coup en suite, dazwischen lag im Oktober 2017 ein Kreuzbandriss. „Mir ist ein supersupergroßer Stein vom Herzen gefallen. Ich habe mir schon ein bisschen Druck gemacht“, sagte Stuhec. Beide Titel seien speziell. „Es wäre nicht fair, sie zu vergleichen. Beide haben eine super Geschichte hinter sich.“

Vonn bekam nach dem für sie perfekt verlaufenden Rennen im Ziel von Ingemar Stenmark Blumen, sie hatte sich seinen Besuch gewünscht, ursprünglich wollte die Skilegende eigentlich erst am Montag nach Aare kommen. Vonn scheiterte knapp an ihrem größten Ziel, nämlich den Rekord von Stenmark von 86 Weltcupsiegen zu brechen. Sie geht mit 82 in die Sport-Pension.

„Ich habe gesagt, okay, Aksel kann das schaffen, ich kann es auch. Auch wenn mein Körper nicht mehr geht, ich bin mir Herz gefahren. Das ist meine Mentalität, ich kämpfe bis zum Schluss. Das war der perfekte Schluss für mich, es kann nicht besser sein“, meinte die 34-Jährige, die erklärte, noch nie so nervös gewesen zu sein. Am Vortag hatte der Norweger Aksel Lund Svindal in seinem letzten Rennen der Karriere Abfahrtssilber gewonnen. „Macht Lindsey den Aksel?“, hatte der Schweizer TV-Kommentator gefragt. Sie tat es – dass beide Ski-Größen mit einem derartigen Erfolg abtreten, kommt wahrlich einem Märchen nahe.

Für Suter war es die zweite Medaille in Aare nach Bronze im Super-G: „Im Super-G ist es überraschend gekommen, in der Abfahrt habe ich schon gehofft“, sagte die Schweizerin, die noch nie in ihrer Karriere im Weltcup auf dem Podest gestanden ist. „Wenn ich ganz ehrlich bin, habe ich nicht gedacht, dass es reicht, weil ich im Mittelteil einen Fehler gehabt habe.“

Für Venier begann schon nach der Fahrt von Startnummer neun, Stuhec, das große Zittern. Nach dem Rennen von Nummer 19 (Suter) war es dann erledigt und klar, dass die ÖSV-Damen erneut leer ausgehen werden. Es wurde zum zweiten Mal ein vierter Platz für die Mannschaft von Rennsportleiter Jürgen Kriechbaum in Aare nach jenem in der Kombination durch Siebenhofer – erneut verpasst um 4/100 Sekunden.

„Lieber werde ich Achte oder Neunte, so ist es halt einfach extrem bitter gerade“, sagte Venier mit Tränen in den Augen. Sei sei locker drauflosgefahren, aber es ist um 4/100 zu langsam gewesen. Die Familie spendete den ersten Trost. „Ich habe gleich einmal mit ihnen geredet, sie haben gesagt, du hast noch zwei, drei WMs vor dir, du bist noch jung. Aber das muntert dich halt in dem Moment auch nicht auf.“ Venier holte vor zwei Jahren in St. Moritz hinter Stuhec und vor Vonn WM-Silber.

Siebenhofer sagte in einer ersten Reaktion, sie glaube, sie habe sehr gut angefangen, aber vielleicht zu viel wollen. „Die Sicht wechselt sehr stark. Da braucht man auch das Glück des Tüchtigen, das ist heute nicht auf unserer Seite gewesen“, merkte sie an. Auch Tippler erklärte, dass es nicht für alle gleich gewesen wäre. „Ich habe es schon oben vergeigt eigentlich, das war komplett für die Fische. Es ist halt in die Hose gegangen.“

Auch bei Schmidhofer war die „Enttäuschung natürlich riesig“, dass beide Rennen danebengegangen waren. „Sonne habe ich keine gehabt, aber das ist das, was ich am wenigsten beeinflussen kann. Großer Fehler war eigentlich keiner dabei. Es ist jetzt einfach bitter, dass die Steffi auch wieder so knapp vorbeifährt.“ Nach der „flöten gegangenen“ Medaille sei die Stimmung natürlich am Boden. „Jetzt ist genau das Gegenteil eingetreten von vor zwei Jahren, wo wir überraschend viel gemacht haben. Jetzt haben wir gar nichts gemacht.“

(APA)

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