Streik am Hamburger Flughafen ließ 220 Flüge ausfallen

Ein ganztägiger Warnstreik des Bodenpersonals am Hamburger Flughafen hat am Montag den Flugverkehr weitgehend lahmgelegt. Wie der Flughafen am Abend mitteilte, wurden 220 von 388 geplanten Flugbewegungen gestrichen. Bis zu 50.000 Passagiere waren betroffen, von denen rund 12.000 gar nicht fliegen konnten.

Am Nachmittag mussten alle geplanten Landungen abgesagt werden, weil die Abfertigung der Flüge mit den verbliebenen Beschäftigten nicht mehr gewährleistet werden könne, teilte der Flughafen mit. Damit führte der 24-stündige Warnstreik zu massiven Flugausfällen und nicht nur zu Verspätungen. Mehrere Flüge von und nach Frankfurt und München fielen aus, aber auch andere Verbindungen waren betroffen, zum Beispiel nach Zürich, Wien, Kopenhagen und Stockholm.

Grund für den kurzfristig angekündigten Warnstreik war das nach Ansicht von Verdi unzureichende Arbeitgeberangebot in der laufenden Tarifrunde mit dem Arbeitgeberverband Arbeitsrechtliche Vereinigung Hamburg (AVH). Verdi fordert für die fast 1.000 Beschäftigten der Bodenverkehrsdienste eine monatliche Tariferhöhung von 275 Euro für alle.

„In den Tarifverhandlungen wurde uns mitgeteilt, dass 140 Euro mehr pro Flieger verlangt werden müssten“, sagte die Verdi-Sprecherin. Bei durchschnittlich 124 Passagieren pro Flug sei das nur etwa ein Euro pro Fluggast, um die Forderungen der Gewerkschaft vollständig erfüllen zu können. „35 Leute sind mit der Abfertigung einer Maschine beschäftigt. Da müssen sich die Menschen auch mal überlegen, wie viel sie für ihr Ticket zahlen“, sagte sie.

Die Arbeitgeberseite reagierte empört auf den kurzfristigen Streik, den Verdi erst am Sonntagnachmittag angekündigt hatte. „Dieser 24-Stunden-Streik ist zum jetzigen Stand der Tarifverhandlungen völlig überzogen und maßlos“, sagte Christian Noack, Geschäftsführer der HAM Ground Handling GmbH. „Verdi fordert mehr, als unser Unternehmen erwirtschaften kann.“ Neue Beschäftigte auf dem Vorfeld verdienten jetzt schon mehr als den Mindestlohn und wer länger dabei sei, liege über den Tariflöhnen von ausgebildeten Elektrikern oder Installateuren. Zum Bodenpersonal zählen Beschäftigte, die für die Gepäckverladung, die Abfertigung von Flugzeugen und die Busse zuständig sind.

Mit scharfer Kritik reagierte auch der deutsche Flughafenverband ADV. „Mir fehlt jedes Verständnis dafür, dass Verdi seine Interessen auf dem Rücken der Reisenden austrägt“, sagte Hauptgeschäftsführer Ralph Beisel. „Besonders scharf zu verurteilen ist die Kurzfristigkeit des angekündigten Streiks.“ Das „rücksichtslose Vorgehen“ von Verdi zerstöre die Verhandlungsbasis. „Es ist unvertretbar, dass eine kleine Berufsgruppe einen ganzen Flughafen lahmlegt und durch unangemessene Partikularinteressen das Lohngefüge komplett durcheinanderbringt.“

(APA/dpa)

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