Arbeitslosigkeit im Jänner um 4,9 Prozent gesunken

Die Arbeitslosigkeit ist im Jänner weiter gesunken: Im Vorjahresvergleich sank die Zahl der Arbeitslosen und Schulungsteilnehmer um 4,9 Prozent. Insgesamt hatten 433.385 Personen keinen Job, davon waren 367.979 arbeitslos und 65.406 in Schulung. Die Arbeitslosenquote nach nationaler Berechnung betrug 9,0 Prozent, ein Rückgang um 0,4 Prozentpunkte. Zuwächse gab es bei Älteren über 50 Jahren.

AMS-Vorstand Johannes Kopf verweist auf den schwächeren Rückgang der Arbeitslosigkeit am Bau, der wohl mit der Wetterlage zusammenhänge. Hingegen zeige der Tourismus den höchsten Rückgang der Arbeitslosigkeit aller wichtigen Branchen.

Sozialministerin Beate Hartinger-Klein (FPÖ) sieht in den Zahlen einen Erfolg für die Bundesregierung: „Man sieht, dass die Anstrengungen der Bundesregierung, die Langzeitarbeitslosen besser für den Arbeitsmarkt zu qualifizieren, greifen, aber wir dürfen uns nicht auf den Erfolgen ausruhen, sondern müssen dabei noch effizienter werden“, so die Ministerin in einer Aussendung unter Verweis auf überdurchschnittliche Rückgänge bei Langzeitarbeitslosen mit 12,6 Prozent, Jugendlichen mit 5,5 Prozent sowie Männern mit 4,1 Prozent. Die Arbeitslosigkeit der Frauen ging im Vergleich dazu um 1,1 Prozent zurück. Diese Zahlen betreffen Arbeitslose ohne Schulungsteilnehmer.

Differenzierter sieht Wirtschaftsministerin Margarete Schramböck (ÖVP) die Lage: „Die Arbeitslosigkeit entwickelt sich gut, aber in Zeiten der Hochkonjunktur ist mehr möglich. Immer noch haben wir ungenütztes Potenzial, das wir heben müssen. Allein bei der überbetrieblichen Lehre oder den Asylberechtigten, die beim AMS gemeldet sind, gibt es fast 40.000 Personen, die wir schneller in Beschäftigung bringen müssen. Hier effizienter zu werden, ist Verantwortung für die Betroffenen und für den Standort“.

Gestiegen ist die Arbeitslosigkeit bei Älteren über 50 Jahren, und zwar ohne Schulungsteilnehmer um 1,0 Prozent, inklusive Schulungsteilnehmer um 3 Prozent. Dies nimmt die SPÖ zum Anlass, um die „falsche und von sozialer Kälte geprägte“ Regierungspolitik zu kritisieren. „Erst streicht die Regierung älteren Menschen die Aktion 20.000 und raubt ihnen damit Chancen am Arbeitsmarkt. Jetzt droht Arbeitslosen auch noch die Enteignung samt Zugriff auf ihr Eigenheim und Erspartes“, so SPÖ-Bundesgeschäftsführer Thomas Drozda.

Die Industriellenvereinigung (IV) sorgt sich um die Arbeitskosten: Ein weiterer gesetzlicher Feiertag – und damit eine Arbeitszeitverkürzung – sei nicht leistbar, „wenn wir den Anschluss an die internationale Konkurrenz nicht verlieren und damit Arbeitsplätze gefährden wollen“. Ein gangbarer Weg wäre daher die Option, einen bestehenden gesetzlichen Feiertag gegen den Karfreitag zu tauschen, erklärt der Generalsekretär der Industriellenvereinigung (IV), Christoph Neumayer.

Die Arbeiterkammer (AK) urgiert mehr Chancen auf Weiterbildung für Arbeitslose: „Dass die Arbeitslosigkeit abermals leicht zurückgeht, ist ein gutes Zeichen. Weniger gut ist, dass es Gruppen gibt, die davon kaum oder gar nicht profitieren“, kommentiert Alice Kundtner, Bereichsleiterin für Soziales in der AK Wien. Vom Aufwind auf dem Arbeitsmarkt wenig bis gar nichts verspürten vor allem jene, die über keine abgeschlossene Berufsausbildung verfügen oder deren Ausbildung dringend eine Aktualisierung bzw. eine zweite Chance für einen Neubeginn brauche. Die AK-Expertin kritisiert die Kürzung der Mittel für aktive Arbeitsmarktpolitik.

Die Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ) verweist auf die schwieriger werdende Fachkräftesuche. „Der neuerliche Rückgang der Arbeitslosigkeit ist erfreulich, aber kein Grund zur Entwarnung“, so Martin Gleitsmann, WKÖ-Arbeitsmarktexperte. Der Arbeitskräftemangel erstrecke sich über nahezu alle Branchen und betreffe nicht nur den qualifizierten Bereich, sondern verstärkt auch Anlernkräfte. Er plädiert für Jobmessen und Strukturreformen am Arbeitsmarkt.

Die Gewerkschaft verweist auf die steigende Arbeitslosigkeit bei Menschen über 50 Jahren. „Dieses Warnsignal muss ernst genommen werden. Maßnahmen wie die Aktion 20.000, die nachweislich Ältere ab 50 und Langzeitarbeitslose wieder in Beschäftigung brachten, müssen wiederbelebt werden“, fordert Bernhard Achitz, Leitender Sekretär des ÖGB. Die Aktion 20.000 solle rasch wieder aufgenommen werden, fordert er.

Die NEOS sorgen sich um die Langzeitarbeitslosen: Es gebe schon seit einigen Monaten mehr Bezieher von Notstandshilfe als solche, die Arbeitslosengeld bekommen. Daher solle man Arbeitslosengeld und Notstandshilfe reformieren, meint NEOS-Sozialsprecher Gerald Loacker. Das Arbeitsmarktservice sollte schon während der Kündigungsfrist zu arbeiten beginnen, nicht erst wenn diese abgelaufen ist und der Versicherte keinen Job mehr habe.

(APA)

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