Stephanie Venier feierte in Garmisch ersten Weltcupsieg

Österreich hat ein neues Siegergesicht im alpinen Ski-Weltcup. Stephanie Venier gewann am Sonntag das letzte Speedrennen vor der WM in Aare. Die Tirolerin setzte sich in der Abfahrt von Garmisch-Partenkirchen vor Olympiasiegerin Sofia Goggia aus Italien (+0,25 Sek.) und Lokalmatadorin Kira Weidle (+0,54) durch. Es war der fünfte ÖSV-Sieg in der sechsten Damen-Abfahrt der Saison.

Die bisherigen Abfahrts-Doppelsiegerinnen Nicole Schmidhofer und Ramona Siebenhofer landeten in einem von zahlreichen Unterbrechungen geprägten Rennen auf den Plätzen sieben und zehn. Schmidhofer, die am Vortag den Super-G gewonnen hatte, behauptete ihre Führung im Abfahrtsweltcup. Teamkollegin Cornelia Hütter stürzte auf der Kandahar-Strecke, dürfte laut ersten Informationen aber ohne gröbere Verletzung davongekommen sein.

Nach Schmidhofer in Lake Louise und Siebenhofer zuletzt in Cortina durfte sich nun auch Venier über ihren ersten Weltcupsieg freuen. „Ich habe gewusst, ich habe nichts zu verlieren. Wenn ich mir am wenigsten erwarte, dann fahre ich meistens gut“, erklärte die 25-Jährige, vergangene Woche bereits Dritte in der ersten Cortina-Abfahrt, im ORF-Fernsehen. „Ich bin heute einfach auf Schienen gefahren.“

Dabei war die Bodensicht durch den aus starker Sonneneinstrahlung entstandenen Schatten alles andere als gut, wie auch Schmidhofer feststellte. Die Steirerin verlor 1,03 Sekunden auf ihre siegreiche Teamkollegin. „Ich habe einfach nichts gesehen, muss ich ehrlich sagen.“ Möglicherweise sei es für die früheren Startnummern noch besser gewesen. Nach Hütters Sturz mit Nummer 13 fuhr keine Athletin mehr in die Top sechs.

Allerdings war das Rennen auch vor Venier (Startnummer 11) unterbrochen. Der besonders weite Seilbahnsprung musste mehrmals abgeschabt werden, nach den vielen Unterbrechungen wurde es zunehmend finster. Nach 42 Starterinnen und einem weiteren schweren Sturz der Italienerin Federica Sosio wurde aus Sicherheitsgründen abgebrochen und das Rennen gewertet.

Den besten Weg über die Schläge fand Venier. „Ich habe ehrlich gesagt auch nicht so viel gesehen“, betonte die Vizeweltmeisterin. „Ich bin einfach extrem viel in Position durchgefahren, das war wahrscheinlich der Schlüssel.“ Venier hatte 2017 in Garmisch als Zweite im Super-G ihren ersten von nun vier Podestplätzen im Weltcup geholt. „Ich mag es gerne, weil es anspruchsvoll ist“, sagte die Tirolerin über die Strecke. Zudem hätten ihre Freunde und Familie nicht weit in die deutsche Skistation. „Es ist fast ein bisschen wie ein Heimrennen.“

Die Erfolgsserie für Österreichs Speeddamen hielt damit an. Es war bereits ihr zwölfter Podestplatz der WM-Saison. Erstmals seit 1998/99 gelangen den ÖSV-Damen zumindest fünf Abfahrtssiege in einer Weltcup-Saison. Als heißeste Eisen galten eigentlich Schmidhofer und Siebenhofer. „Wenn wir auslassen, springt jemand anderer ein“, sagte Siebenhofer, die bis zu einem Fehler im Eishang noch auf Podestkurs lag. „Da habe ich ziemlich viel Zeit liegengelassen, schade. Aber Hauptsache, es ist jemand aus dem Team vorne.“

Venier sorgte für den erst zweiten österreichischen Sieg in einer Damen-Weltcup-Abfahrt in Garmisch nach Annemarie Moser-Pröll 1977. Mit Ricarda Haaser als Neunter zeigte eine weitere Tirolerin auf. Die Salzburgerin Mirjam Puchner, am Freitag Schnellste im Abfahrtstraining, landete auf Rang 13.

Goggia überzeugte nach Platz zwei bei ihrem Comeback im Super-G erneut. Ihr im Oktober gebrochene Knöchel hielt auch dem Belastungstest in der Abfahrt stand. „Es war hart, Abfahrt ist noch einmal eine andere Intensität“, meinte die Italienerin. Die deutsche Aufsteigerin Weidle holte den zweiten Podestplatz ihrer Karriere. Weltmeisterin Ilka Stuhec, im Dezember in Gröden einzige nicht-österreichische Abfahrtssiegerin der Saison, musste sich mit Platz fünf begnügen.

Hütter erwischte einen Schlag und flog bei hohem Tempo spektakulär ins Fangnetz ab. Die Steirerin, die schon mehrere Knieverletzungen hinter sich hat, war aber schnell wieder auf den Beinen, schnallte die Ski an und fuhr selbst ins Ziel. Dort klagte sie über leichte schmerzen. Hütter unterzieht sich noch am Sonntag in Innsbruck einer MR-Untersuchung, um eine mögliche Bänderverletzung in ihrem rechten Knie abzuklären.

US-Star Lindsey Vonn, die die vergangenen vier Abfahrten in Garmisch allesamt gewonnen hatte, hatte das Wochenende nach einer in Cortina erlittenen neuerlichen Knieverletzung ausgelassen – ebenso wie ihre im Gesamtweltcup führende Landsfrau Mikaela Shiffrin. Vor der WM stehen im Damen-Weltcup am Freitag und Samstag in Maribor noch ein Riesentorlauf und ein Slalom auf dem Programm.

(APA)

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