US-geführte Koalition verkündet Beginn des Abzugs aus Syrien

Die US-geführte Militärkoalition gegen die Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) hat nach eigenen Angaben ihren Abzug aus Syrien eingeleitet. „Der Prozess unseres gezielten Abzugs aus Syrien hat begonnen“, erklärte am Freitag der Sprecher der Koalition, Oberst Sean Ryan.

Die Erklärung kam weniger als einen Monat nach der überraschenden Ankündigung von US-Präsident Donald Trump, alle 2000 US-Soldaten aus dem Bürgerkriegsland abzuziehen.

Allerdings herrschte am Freitag weiterhin Unklarheit über den Ablauf des Truppenabzugs. Nach Angaben des Pentagon begann die US-Armee noch nicht mit dem Abzug von Soldaten, sondern lediglich von Materialien. „Wir ziehen in diesem Stadium keine Soldaten ab“, sagte ein Mitarbeiter des US-Verteidigungsministeriums, der nicht namentlich genannt werden wollte. Angaben zum Zeitrahmen für den Abzug der Soldaten wollte das Pentagon nicht machen.

Auch Oberst Ryan hatte zuvor erklärt, aus Sicherheitsgründen würden keine Angaben zum Zeitplan, zu konkreten Orten oder Truppenbewegungen gemacht. Laut der oppositionsnahen Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte hatten am Donnerstag erste US-Militärfahrzeuge den Stützpunkt Rmeilan in Nordostsyrien verlassen. Der Pentagon-Mitarbeiter sagte jedoch, dabei handle es sich lediglich um eine reguläre Truppenbewegung.

Die US-geführte Militärkoalition hat mehrere Stützpunkte im Nordosten des Bürgerkriegslandes. Der Allianz gehören unter anderem auch Frankreich und Großbritannien an. Ob die ebenfalls in Syrien eingesetzten französischen und britischen Spezialkräfte nach einem Abzug der US-Truppen im Land bleiben sollen, ist unklar.

Die Allianz war 2014 zur Bekämpfung der IS-Miliz gegründet worden, die Teile des Irak und Syriens erobert und ein „Kalifat“ ausgerufen hatte. Mit Einsatz von Kampfflugzeugen und Spezialkräften und im Bündnis mit örtlichen Milizen gelang es der Koalition in den vergangenen Jahren, den größten Teil der vom IS gehaltenen Territorien zurückzuerobern.

Noch kontrolliert die Miliz aber mehrere Dörfer an der Grenze zum Irak sowie Teile der weitläufigen Badiya-Wüste. Dennoch erklärte Trump kurz vor Weihnachten den Kampf gegen den IS für gewonnen und kündigte den vollständigen US-Truppenabzug aus Syrien an. US-Verteidigungsminister Jim Mattis trat daraufhin aus Protest zurück.

Die Kritiker von Trumps Entscheidung befürchten, dass ein überstürzter Abzug der IS-Miliz erlauben würde, sich erneut zu sammeln. Angesichts der Warnungen von Beratern, aus seiner Republikanischen Partei und von ausländischen Verbündeten schränkte Trump seine Ankündigung seither ein und erklärte, der Abzug werde „vorsichtig“ und in „angemessenem Tempo“ vollzogen.

Die Türkei hatte Trumps Entscheidung hingegen euphorisch begrüßt. Sie kritisiert schon seit Jahren die Unterstützung der USA für die kurdischen Volksverteidigungseinheiten (YPG) im Kampf gegen den IS. Ankara sieht die syrische Kurdenmiliz als Bedrohung, da sie eng mit der Arbeiterpartei Kurdistans (PKK) verbunden ist, die seit Jahrzehnten gegen den türkischen Staat kämpft.

Angesichts von Drohungen von Präsident Recep Tayyip Erdogan mit einer neuen Offensive gegen die YPG machte Trumps Sicherheitsberater John Bolton einen Abzug der US-Truppen allerdings von Garantien der Türkei für die Sicherheit der Kurdenmiliz abhängig. Bei einem Besuch in Ankara am Dienstag stieß Bolton damit aber auf scharfe Ablehnung. Erdogan nannte seine Bedingung in einer wütenden Rede „nicht akzeptabel“.

(APA/ag.)

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