Gehaltvoll und schwindelfrei: Pink in Wien

Ganz großes Kino war das. Live-Entertainment im Blockbuster-Format. Das zu Pop gewordene IMAX. Musik meets Theater meets Hollywood.

Dass auch in der bis an die Decke rappelvollen Wiener Stadthalle der Erfolgslauf der „The Truth About Love“-Tour angehalten hat, überrascht wenig. Selten ist ein abendfüllendes Konzert auf dermaßen hohem Niveau ohne Durchhänger unterhaltsam. Nicht eine Minute wird’s fad. Selbst, wenn sich Pink umziehen geht oder wieder mal die Bühne für die nächste Zirkusnummer umgebaut wird.

Äh, Zirkus? Yep. Die Showeinlagen zur Musik würden nämlich in der Tat Cirque du Soleil alle Ehre machen. Da wird ge-flick-flackt, werden Saltos geschlagen, geschauspielt sowie auf Gestängen und Bändern geturnt, die von der Decke hängen. Das Tanz-Ensemble vereint ohne falsche Bescheidenheit Grazien à la „Solid Gold“ (wer’s noch kennt) und die cooleren Chippendales.

Immer mitten drin, im Gewurl wie in Schwindel erregender Höhe: Frau Pink herself – ebenfalls tendenziell bauchfrei gekleidet, was sehr bald zu irritierten vergleichenden Blicken der männlichen Fans zwischen Sixpacks auf der Bühne und eigener Plautze führt.

 

Schönheitsfehler?
An dieser Konzertkritik erkennen wir den vielleicht einzigen Makel der Show: Nach dem Konzert spricht man zuerst über die Akrobatik, die Inszenierung, das Spektakel, die Bauchmuskeln. Bezeichnend etwa „Sober“: Geiler Song wird auf Gänsehaut-Level dargeboten. Allerdings in einer atemberaubenden Choreografie auf einem rotierenden Metallgestänge-Irgendwas. In luftiger Höhe. What else.

Bei dieser opulenten Inszenierung läuft der geneigte Besucher Gefahr, dass mehr der Mund als die Ohren offen bleiben. DAS wäre ein Fehler. Denn es ist ein richtig schöner Haufen toller Live-Musik. Und Pink singt fantastisch. Auch wenn sie wieder mal kopfüber von der Decke baumelt, quer über die Bühne hopst, nebenbei sympathischer Weise Autogramme schreibt und ihre Stimme bei den Ansagen etwas heiser klingt (Zusammenhang mit dem Besuch im Schweizerhaus am Vorabend?) – intoniert wird jeder Ton dort und mit der Intensität, wo er hingehört. Keine Diskussion. Genauso präzise und energiegeladen werkt die gesamte Band. Der offensichtliche Spaß und die kompromisslose Hingabe aller Beteiligten sind mitreißend.

 

Höhepunkt
Räumlich konnte Pink zumindest in der Stadthalle nicht viel höher hinauf. Sie war gefühlt meist näher an der Decke als am Boden. Ob sie eine solche Show und den Lauf an Hits (inklusive dem derzeit ubiquitären „Give Me A Reason“, nona) jemals toppen wird können, sei dahingestellt. In jedem Fall waren wir bei einem Karriere-Höhepunkt dabei. Danke, Pink. Und weiterhin guten Flug!

sb

 

https://relevant.at/kultur/musik/936327/gehaltvoll-schwindelfrei-pink-wien.story

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