Szilard Rubins „Die Wolfsgrube“

Das Werk des Schriftstellers Szilard Rubin (1927-2010) gilt als eine der bedeutendsten literarischen Wiederentdeckungen der vergangenen Jahre. Obwohl er bereits in den 50er Jahren Romane veröffentlichte, erfuhr der Autor erst am Ende seines Lebens eine späte Würdigung. Rubins Kriminalgeschichte „Die Wolfsgrube“, bereits 1973 erschienen, hat der Rowohlt Verlag jetzt auf Deutsch herausgebracht.

Die Handlung spielt in einem Landhaus in einem verschlafenen ungarischen Nest. Dort wollen sich sechs alte Schulfreunde und ihre Ehefrauen nach 15 Jahren wiedertreffen: Hauptmann Beke, der bei der Spionageabwehr tätig ist, der Biochemiker Decsi, der lange im Westen gearbeitet hat, der Journalist und Frauenheld Baksay und der geizige Dichter Vertes, der Apotheker Schwabik und der Gastgeber und Landarzt Doktor Haller.

Doch das nostalgische Treffen verläuft anders als geplant. Denn unter der Oberfläche leben die alten Feindschaften weiter, keimt neues Misstrauen. Als eine der Frauen erdrosselt im Zimmer liegt, muss Beke die Arbeit aufnehmen und steht vor vielen Rätseln. Betrieb das Mordopfer dunkle Geschäfte – und welche Rolle spielt dabei der Apotheker Schwabik? Was macht der Dichter Vertes mit einem dicken Geldbündel? Und welche Frau hat der Mediziner Haller wirklich geheiratet – eine im Krieg untergetauchte Jüdin oder eine Faschistin? Wie weit würde Frau Schwabik in ihrer Eifersucht gehen, welche Rolle spielt die undurchsichtige Arzthelferin, und ist der Biochemiker Decsi wirklich der, für den er sich ausgibt?

Eine unübersichtliche Gemengelage, zusätzlich angereichert durch eine plötzlich auftauchende Zyankalikapsel, giftige Pilze und ein dubioses Wildschweingulasch, das nie serviert wird. Ein Kriminalroman wie aus der Zeit gefallen, erinnert er doch stark an die besten Mordgeschichten aus der Feder einer Agatha Christie. Wie bei ihr sind Ort und handelnde Personen beschränkt, entwickelt sich die Dramatik in der mehr und mehr klaustrophobisch wirkenden Enge eines Landhauses, nimmt der Detektiv den Leser mit auf die verwirrende Suche nach den Motiven der Tat.

INFO: Szilard Rubin: „Die Wolfsgrube“, Rowohlt Verlag, 208 Seiten, ISBN: 978-3-87134-753-5, 18,50 Euro.

(APA/dpa)

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