Alice Cooper wird 65

Knallharte Schale, butterweicher Kern: Mit schaurigem Make-up, Kunstblut und geköpften Baby-Puppen auf der Bühne erfand Alice Cooper den „Schockrock“ – privat aber geht der amerikanische Sänger lieber in die Kirche oder auf den Golfplatz.

22 Stunden am Tag sei er der ganz normale Vincent Damon Furnier, als der er geboren wurde, sagte Cooper einmal in einem Interview. „Die restliche Zeit bin ich Alice Cooper, eine völlig eigenständige Persönlichkeit.“ An diesem Montag wird der „Erfinder des Schockrocks“ 65 Jahre alt – und tourt natürlich trotzdem weiter mit Giftschlangen, Guillotinen und anderen Grusel-Accessoires um die Welt.

Wirklich ernst nimmt Cooper sein Auftreten aber selbst nicht. Schon zu Beginn seiner Karriere sei ihm schnell klar geworden, dass er kein hochtrabender Künstler, sondern einfach ein Entertainer sei, sagte der Schockrocker einmal. „Wenn auch ein Entertainer des Grauens. Das macht wenigstens etwas her.“ Seinen Fans will er bei Konzerten schlicht Show und Spaß bieten. „Alles in allem bezahlt man bei einer Alice-Cooper-Show Eintritt für zwei Stunden Fahrt mit der Geisterbahn. Wer das wirklich ernst nimmt – den kann ich selbst nicht wirklich ernst nehmen.“

Die Karriere des heutigen Schockrock-Stars begann einst ganz harmlos. Als Sohn eines Priesters wurde Vincent Damon Furnier in Detroit im US-Bundesstaat Michigan geboren und zog später mit seiner Familie nach Arizona. Mit Freunden aus dem Langlauf-Team nahm Cooper aus Spaß an Talentwettbewerben teil, zunächst noch als Beatles verkleidet. Nach einigen Umbesetzungen, Umbenennungen und einem Umzug nach Los Angeles bekam die Truppe dann einen Platten-Vertrag. Ein magisches Hexenbrett soll der Legende nach den endgültigen Bandnamen „Alice Cooper“ ausgespuckt haben.

Frühe Alben verkauften sich nicht schlecht, aber erst der Song „School’s Out“ – noch heute ein Dauerbrenner im Radio – brachte 1972 den internationalen Durchbruch. Weitere Charts-Bestseller wie „No More Mr. Nice Guy“ folgten. Unaufhaltsam tourte die Band, oft begleitet von heftigen Protesten wegen der gruseligen und von Kritikern als geschmacklos verurteilten Bühnenshows.

Aber der viele Stress und Alkohol führte die Band in einen Dauer-Streit. Schließlich reklamierte Cooper den Bandnamen für sich alleine (noch heute muss er den anderen Mitgliedern der Gruppe von damals jährlich Tantiemen zahlen) und startete solo. Die Namensänderung sei die beste Entscheidung seines Lebens gewesen, sagte Cooper später. „Welcome To My Nightmare“ hieß das erste Solo-Album des Rockers 1975, fast 20 weitere sollten in den nächsten Jahrzehnten folgen.

Der Erfolg blieb Cooper erhalten, aber auch der Alkohol ließ ihn nicht los. „Ich war mein ganzes Leben Alkoholiker, aber all die Autos, Häuser, Frauen, Drogen – am Ende bleibt Dir nichts“, sagte der Rocker mit den langen Haaren und den auf der Bühne immer kohlschwarz umrandeten Augen einmal. „Es gab Phasen in meinem Leben, an denen ich keine Ahnung mehr hatte, wer ich eigentlich war und was ich da machte.“ Schließlich wies sich Cooper freiwillig selbst in eine Entzugsklinik ein.

Der Grusel-Rocker ist auch Familienmensch und hat gemeinsam mit der Tänzerin Sheryl Goddard – seit mehr als 35 Jahren seine Ehefrau – drei Kinder großgezogen. Zu Hause sei er lieb und brav, beteuert Cooper. „Ich habe den merkwürdigsten Charakter des Planeten. Ich benutze keine Kraftausdrücke und ich werde nie sauer. Für meine Familie bin ich ein Held.“

Auf der Bühne aber, da bräuchten seine Fans einfach „Alice, den Wüterich“. Und das ruhig noch eine ganze Weile. „Ich halte mich an Mick Jagger. Der ist sechs Jahre älter als ich. Deshalb denke ich, wenn der in Ruhestand geht, habe ich immer noch sechs Jahre vor mir.“

Andere Künstler und Bands, wie Marilyn Manson und Kiss, haben den Schockrock längst übernommen, aber auch Cooper selbst hat trotz mehr als 40 Jahren mit Klapperschlangen, Kunstblut und Knochendeko auf der Bühne immer noch nicht genug davon, wie er der Nachrichtenagentur dpa sagte: „Hey! Ich habe diese Art der Show erfunden, also habe ich auch ein Recht darauf, sie bis ans Ende aller Tage aufzuführen!“

(APA/dpa)

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