Krise macht Geld für erneuerbare Energien knapp

Investitionen in erneuerbare Energie sind durch die Finanz- und Wirtschaftskrise unter Druck geraten. „Die Regierungen mussten ihre Prioritäten ändern und langfristige Ziele in den Hintergrund rücken“, sagte der für Energie-Effizienz zuständige EBRD-Direktor Josue Tanaka am Donnerstag am Rande der R20-Umweltkonferenz „Implementing the Sustainable Energy Future“ in Wien im Gespräch mit der APA.

„Die meisten Regierungen legen ihr Augenmerk derzeit auf kurzfristiges Wachstum und Beschäftigung.“ Laut Tanaka hat die Europäische Bank für Wiederaufbau und Entwicklung (EBRD) im vergangenen Jahr 9 Mrd. Euro investiert, 26 Prozent davon entfielen auf die 2006 gestartete Sustainable Energy Initiative (SEI), die zum Ziel hat, die Investitionen in nachhaltige Energien zu erhöhen und CO2-Emissionen zu reduzieren. Die SEI sei also keine Randaktivität der EBRD, sondern ein wesentlicher Bestandteil, betonte Tanaka. 2011 habe der SEI-Anteil an den Gesamtinvestitionen der EBRD fast 30 Prozent betragen, aber wegen der Krise hätten die Staaten ihre Subventionen für die Erneuerbaren zurückgefahren. Auch sei wegen der schwächeren Konjunktur die Nachfrage gesunken.

Im Rahmen der SEI wurden bis Ende des vergangenen Jahres bisher 602 Projekte finanziert. „Unsere eigenen Investitionen seit Beginn der Initiative betrugen 11 Mrd. Euro, der Gesamtwerte der finanzierten Projekte liegt bei 60 Mrd. Euro“, berichtete Tanaka. Die mit den Projekten erzielte Reduktion der CO2-Emissionen betrage schätzungsweise 50 Mio. Tonnen pro Jahr. Das entspricht der jährlichen Emission eines Landes wie Schweden.

Kritik von NGOs an der Vergabe von Krediten für Projekte im Zusammenhang mit der Energieproduktion aus Öl und Gas weist Tanaka zurück. „Ja, es stimmt, dass wir in fossile Brennstoffe investiert haben, aber nur in eine bestimmte Art von Projekten. In Osteuropa gibt es viele alte Kraftwerke – wir haben in die Verbesserung der Energieeffizienz solcher Kraftwerke investiert und so den Verbrauch fossiler Brennstoffe reduziert“, erklärte Tanaka. Es sei richtig, dass die EBRD auch in neue Kraftwerke investiert habe, aber die CO2-Bilanz der finanzierten Projekte sei seit Beginn der SEI immer negativ gewesen, „die Reduktion der CO2-Emissionen durch die Initiative war immer höher als die zusätzlichen Emissionen durch neue Projekte“.

Aus Atomenergie-Projekten hält sich die EBRD weitgehend heraus, obwohl sie ebenfalls zur Reduktion von CO2-Emissionen beitragen. „In Atomkraft investieren wir nur zur Verbesserung der Sicherheit. So haben wir etwa den Bau des Sarkophags für Tschernobyl koordiniert.“ Was die von Umweltschützern kritisierte Schiefergas-Produktion angeht, „ist es uns nicht verboten, solche Projekte zu fördern, aber wir müssten sehr strenge Umweltstandards dabei anwenden“.

Investitionen fließen vor allem in den Privatsektor

Die EBRD wickelt drei Viertel ihrer Investitionen direkt mit dem Privatsektor ab. Von den 11 Mrd. Euro, die die SEI bisher investiert hat, gingen 60 Prozent in den Privatsektor, 6 bis 7 Prozent (rund 500 Mio. Euro) wurden an Gemeinden und ohne Einbeziehung von Staatsgarantien vergeben, sagte Tanaka. „Wir finanzieren kommunale Verkehrsbetriebe, Wasserversorger und ähnliche Projekte. Wir haben Beziehungen mit 240 Städten. Der Rest der Investitionen wird mit Regierungen auf staatlicher Ebene abgewickelt.“

Durch die Krise sei der Wert der EBRD-Beteiligungen in Osteuropa gesunken, berichtete Tanaka, aber das seien nur Buchverluste gewesen. Der Anteil der faulen Kredite an den Privatsektor sei von rund 2,5 Prozent auf 3 Prozent gestiegen. „In den letzten zwei Jahren haben wir sogar einen Überschuss von jeweils rund 1 Mrd. Euro erzielt.“

Ihren geografischen Fokus hat die EBRD im Laufe der Jahre verschoben. So habe sich Tschechien selbst dafür entschieden, keine EBRD-Unterstützung mehr zu benötigen. „Wir investieren zwar nicht mehr in Tschechien, aber das Land ist nach wie vor sehr aktiv in der EBRD und zwar als Geldgeber.“ Nach Süden hin hat die EBRD ihre Aktivität nach dem Arabischen Frühling ausgeweitet, vorerst auf Marokko, Tunesien, Ägypten und Jordanien. „2012 haben wir in diesen Ländern rund 200 Mio. Euro investiert. Heuer sollen es zwischen 400 Mio. und 1 Mrd. Euro sein, je nach dem, wie sich die Lage entwickelt.“

(APA)

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