Blackberry beginnt Aufholjagd mit neuem System

Ein Blackberry war einst das Smartphone schlechthin. Doch jetzt muss der kanadische Pionier ums Überleben bangen. Das neue Betriebssystem Blackberry 10, einfach und elegant, soll ihn retten. Der aus Deutschland stammende Konzernchef Thorsten Heins präsentierte nun in New York die Plattform und erste dazugehörende Geräte.

Das neue Smartphone Q10 hat wie die klassischen Blackberry-Geräte eine Tastatur, das zweite Smartphone Z10 stattdessen einen großen berührungsempfindlichen Bildschirm. Um die Verbundenheit zur Marke zu demonstrieren, änderte das kanadische Unternehmen sogar seinen Namen. Statt Research in Motion (RIM) soll es nun Blackberry heißen, genauso wie die Handys auch.

Die Anleger waren allerdings wenig begeistert: Die Aktie brach bis zum Mittag (Ortszeit) um mehr als 8 Prozent ein. Direkt vor der Enthüllung hatte sie noch 4 Prozent im Plus gelegen. Beobachter störten sich aber daran, dass die Geräte teils erst im März oder sogar April auf wichtigen Märkten zu haben sein werden. Schon die Entwicklung von Blackberry 10 hatte sich um Monate verzögert, das Unternehmen schrieb hohe Verluste.

Das neue Betriebssystem, an dem Blackberry rund zwei Jahre gearbeitet hat, unterscheidet sich in der Bedienung deutlich von anderen Plattformen auf dem Markt. Blackberry 10 soll mit einer ausgeklägelten Gesten-Bedienung einen schnellen Wechsel zwischen Anwendungen ermöglichen und neue Nachrichten an einem Ort sammeln. Eine intelligente Software-Tastatur soll das Tippen auf dem Touchscreen erleichtern. Ein wichtiges Feld für die Zukunft ist die Verbindung zur Elektronik im Auto sowie Haushalts-oder Gesundheitstechnik, kündigte Heins an.

Trennung zwischen Beruflichem und Privatem

Vor allem will Blackberry die Geschäftskunden zurückgewinnen, die bisherige Stammkundschaft. Die neue Software ermöglicht eine strikte Trennung zwischen Beruflichem und Privatem. So kann ein Firmen-Administrator die geschäftlichen Daten eines Mitarbeiters kontrollieren, ohne dessen private Fotos oder E-Mails anzurühren. Diese Funktion heißt Blackberry Balance.

Beim Blackberry Hub wiederum laufen alle Nachrichten zusammen – egal ob E-Mail, Twitter, Facebook oder Mitteilungen aus anderen Sozialen Netzwerken. Das soll für einen schnellen Überblick sorgen. Erste Tester waren begeistert von den Funktionen und Blackberry konnte auch Entwickler von Apps gewinnen, neue Programme für Blackberry 10 zu schreiben.

Zum Start gebe es bereits rund 70.000 Apps für das neue System, hieß es. Darunter seien SAP-Anwendungen ebenso wie der beliebte Nachrichtendienst WhatsApp, der Telefoniedienst Skype, Amazons E-Book-Software Kindle oder das Spiel „Angry Birds“. Sängerin Alicia Keys wurde als „weltweite Kreativdirektorin“ vorgestellt und soll das bislang eher biedere Image der Marke stärken. Blackberry habe sich „mehr als neu erfunden“, verkündete Heins.

Blackberry gehörte einst zu den Wegbereitern im Smartphone-Markt, verlor aber den Anschluss an die Google-Software Android und Apples iPhones. Im vergangenen Jahr hatte sich der Anteil der Blackberrys an den Verkäufen nach Zahlen der Marktforschungsfirma IDC mehr als halbiert auf 4,6 Prozent – bei einem Smartphone-Markt, der insgesamt boomte. Nach hohen Verlusten musste Heins mit einem harten Sparkurs durchgreifen. Für viele Marktexperten gilt Blackberry 10 als die letzte Chance, noch eine Wende zu schaffen.

(APA/dpa)

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