Leitl warnt vor Eurocrash

Der österreichische Wirtschaftskammerchef Leitl hat vor einem Zerfall der Eurozone gewarnt und sich dafür ausgesprochen, dem maroden Griechenland „weitere Bluttransfusionen“ zu gewähren. Er sei zwar dagegen, dem griechischen Staat formell seine Schulden zu erlassen. Man solle aber die Rückzahlung auf viele Jahrzehnte erstrecken.

Der Wirtschaftskammerpräsident verglich die Situation mit der eines überschuldeten Betriebs, der über eine positive Fortführungsprognose verfügt. Diesem Unternehmen müssten die Banken ja auch Fristen erstrecken und neue Kredite geben, damit es weitergehen könne, argumentierte er.

Leitl warnte in der ORF-Pressestunde vor einer Auflösung der gemeinsamen Währungszone und verwies auf eine von der Wirtschaftskammer in Auftrag gegebene Studie. In der Szenarienanalyse wird ein Griechenland-Austritt, ein Nordeuro-Szenario und ein gänzlicher Zerfall des Euroraums mit ihren jeweiligen Auswirkungen auf Österreich durchgerechnet. Schon im ersten Jahr würde die Wirtschaftsleistung um zehn Prozent zurückgehen und es um 100.000 Arbeitslose mehr geben, so Leitl.

Aufhorchen ließ Leitl mit einer unmissverständlichen Absage an eine Diskussion über die Veränderung der europäischen Verträge, wie sie etwa von Vizekanzler Spindelegger forciert wird. Stattdessen sollen integrationswilligere Staaten dadurch belohnt werden, dass man ihnen etwa Kedit durch die Eurorettungsschirme einräume, sie bei der Vergabe von Strukturhilfen besonders gut behandle oder Mittel von der Europäischen Investitionsbank an sie vergebe. Integrationsunwillige Staaten sollten kein Geld aus dem Kohäsionsfonds bekommen, meinte Leitl, denn „wer kein Geld kriegt, der versteht es vielleicht am besten“.

Europa leide daran, dass seine Führer im Regelfall „Mittelmaß“ seien, meinte Leitl. Die Euro-Parlamentarier Daniel Cohn-Bendit und Guy Verhofstadt, die soeben ein Papmphlet für den Bundestsaat Europa geschrieben haben, hätten dagegen ein anderes Format, „da ist eine Begeisterung dahinter, warum lässt man die nicht rauf?“.

(APA)

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