Bergwandern in Japan

Wer an Japan denkt, hat oft moderne Wolkenkratzer, Hightech oder Jahrhunderte alte Tempel und Schreine im Sinn. Weniger bekannt dagegen ist Japan für seine atemberaubend schönen Berglandschaften.

Wahrzeichen Japans

Er gilt als einer der schönsten Berge der Welt. Mit seinen ebenmäßigen Hängen und seinem symmetrischen Vulkankegel wird Japans 3.776 Meter hoher Fuji oder Fuji-san seit alters her als heilig verehrt. Auch bei uns kennt man Japans höchsten Berg als Wahrzeichen des fernöstlichen Inselreiches, wenn auch oft irrtümlich wegen einer falschen Lesung des Schriftzeichens für Berg unter dem Namen „Fujiyama“. Weniger bekannt ist hierzulande, dass fast der gesamte japanische Archipel aus Bergen besteht.

Wer sich eine Reise nach Japan leistet, bekommt zwangsläufig die Großstädte zu sehen, denn hier kommt man an und fliegt wieder ab. Reiseführer beschränken sich oft überwiegend auf die Sehenswürdigkeiten in Tokio, Kyoto oder Nara. Dadurch bleibt dem Besucher verborgen, wie schön Japans Landschaften sind.

Berge, Seen und Wälder

Oft gar nicht weit von den dicht besiedelten Metropolen entfernt, laden atemberaubende Bergpanoramen, Seen und weite Wälder zu Touren ein. Das Auswärtige Amt warnt zwar ausdrücklich vor Reisen in die Region rund um das Atomkraftwerk Fukushima I im Nordosten der Insel Honshu, das durch das Erdbeben und den Tsunami im März 2011 schwer beschädigt wurde. Nach Einschätzung des Außenministeriums sind Reisen in andere Teile Japans aber unbedenklich.

„Die Berge prägen unser tägliches Leben“, erzählt Hideo Koshigaya. Der 65-jährige Japaner ist ein international erfahrener Bergsteiger. Wenn er nicht gerade auf Berge steigt, ist er als Abteilungsleiter eines Fachgeschäfts für Bergsteigerausrüstung in Tokio tätig. „Schon vor Hunderten von Jahren sind die Menschen aus Verehrung auf die Berge gestiegen“, sagt Koshigaya. An vielen Bergen stehen Schreine des Shinto, der Naturreligion der Japaner. Auch der Fuji ist ein heiliger Berg.

Nicht zu unterschätzen

Zwischen Juli und August sind täglich Tausende auf dem Gipfel des Fuji. Wem das zu viel ist, für den bieten sich die japanischen Alpen an. Die Berglandschaften mit ihren vielen Dreitausendern sind ein Eldorado für Wanderer und Bergsteiger mit Wäldern, Wasserfällen und Felsregionen, in denen teils das ganze Jahr Schnee liegt. Ein wichtiges Ziel für Wanderer oder Bergsteiger ist der Ort Kamikochi: Das Hochplateau ist umgeben von den Bergen des Hotaka-Renpo-Gebirges. In dem Naturschutzgebiet leben Berggämse und Schmetterlinge, in den kristallklaren Flüssen Bachforellen.

Auch wenn Japans Berge nicht so hoch sind wie manche Gipfel in Europas Alpen – unterschätzen sollte man sie nicht. Plötzliche Wetterumschwünge können auch erfahrene Kletterer in Bedrängnis bringen. Jedes Jahr kommt es zu tödlichen Unfällen. Zudem gibt es in Japans oft einsamen Bergregionen noch Bären. Darauf weisen am Fuße der Wanderpfade Warnschilder hin. Affen können ebenfalls zum Problem werden. Man packt am besten alles weg und zerrt seine Ausrüstung fest. Auch auf dem Weg zum Okuhotakadake kann man auf welche treffen.

Europäer finden in Japan viele Möglichkeiten zum Klettern, darunter Free Climbing, das Klettern mit Seil oder das in Japan im Sommer populäre Sawanobori, das Emporklettern an Wasserfällen bis zur Quelle der Flussläufe. Eine der bekannten und schwierigen Kletterrouten liegt am Tanigawadake (1977 Meter). Die Wand sei sehr rutschig, erzählt Koshigaya. Über 780 Menschen sind dort seit den ersten Erkundungen in den 1930er Jahren schon abgestürzt.

Saubere Berghütten und unberührte Natur

Viele Japaner klettern auch im Winter auf die Berge. Im Hotaka-Gebiet zum Beispiel können die Temperaturen allerdings auf minus 30 Grad fallen. Auch im Herbst ist es dort schon frisch. Wärme bietet da die Karasawa-Hütte. Sie ist wie viele Berghütten in Japan sauber und gemütlich.

Am nächsten Morgen beginnt der anstrengendere Teil des Aufstiegs. Über einen Seitengrad, der Kraft und Ausdauer verlangt, geht es zur nächsten Hütte, die auf schmalen Felsterrassen Platz fürs Zelt bietet. Hier lohnt es sich, früh morgens aufzustehen, denn der Blick über die Berge auf den Sonnenaufgang ist überwältigend. Ab hier geht es über Felsen und schmale Pfade hinauf zum Gipfel des Okuhotakadake oder zu anderen hohen Gipfeln.

Wer nicht so hoch hinaus, aber wunderschöne Naturlandschaften genießen will, für den bieten sich Nationalparks wie Fuji-Hakone-Izu, Nikko oder Chichibu-Tama-Kai an. Sie alle liegen nicht weit von Tokio entfernt. Daneben verfügt Japan aber noch über mehr als 20 andere Nationalparks, darunter die auf der Liste des Unesco-Weltnaturerbes stehende Halbinsel Shiretoko auf Hokkaido im hohen Norden mit ihrer unberührten Natur, bis hin zu den Okinawa-Inseln im Süden.

INFO: www.jnto.de

(APA/dpa)

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