Große Gefühle: Eine Reise durch die Südstaaten

Der Bürgerkrieg begann vor 150 Jahren da, wo er am schlimmsten wüten sollte: In den Südstaaten der USA. Eine Reise durch South Carolina und Georgia führt zu vielen Orten der Erinnerung – und einigen Schauplätzen, die einem seltsam vertraut sind.

Am 12. April 1861 begann mit der Beschießung von Fort Sumter der Amerikanische Bürgerkrieg, der blutigste Krieg in der Geschichte der USA. Heute gedenkt das Land mit Laiendarstellern in Uniform dem Gemetzel von damals. Aber der Süden der USA hat eineinhalb Jahrhunderte nach der Sezession einiges mehr zu bieten.

Charleston hat seine Glanzzeiten hinter sich. In den 100 Jahren vor dem Bürgerkrieg war es ein kulturelles, politisches und vor allem wirtschaftliches Zentrum der USA. Prächtige Häuser zeigen sich noch heute dem Spaziergänger, und an der Promenade am Atlantik ist noch etwas zu spüren vom Glanz des alten Südens. Vom großen Hafen an der Mündung der Flüsse Ashley und Cooper wurde Baumwolle in die ganze Welt verschifft – hier kamen aber auch Sklaven in die USA. Das Old Slave Mart Museum erinnert an ihr bitteres Los.

Aber von Charleston ging auch der Krieg aus, der zur Abschaffung der Sklaverei führte. 34 Stunden feuerten die Konföderierten auf die Festung im Hafen, letztlich gaben die Unionssoldaten auf. Das einzige Todesopfer: ein Pferd. Erst beim anschließenden Salutschießen für die US-Fahne starben zwei Soldaten, als ihre Kanone zu früh losging. Es waren die ersten Opfer des Bürgerkrieges. „Das ist für viele heiliger Boden hier, und ich finde auch, dass jeder Amerikaner mal hier gewesen sein sollte“, sagt Rick Hatcher. Der Historiker trägt die grüne Uniform der Parkranger, Fort Sumter ist heute ein Nationalpark. Dieser Boden habe die USA geprägt: „Hier hat alles angefangen. Das Ende der Sklaverei, die Ausprägung der heutigen USA, unsere militärische Tradition, die heutigen Orden, die ersten Erkennungsmarken – alles hat hier angefangen.“

Eine gute halbe Stunde haben die Touristen, bis die Fähre wieder von der Insel zum Festland zurückfährt. Genug Zeit für die dicken Backsteinmauern und die paar Schrifttafeln, für die gewaltigen Kanonen und die kleine Ausstellung. Man sollte bei Sonne reisen – dann ist der Blick auf Charleston besonders schön. Die Ziegel für das Fort kamen von Boone Hall ein paar Meilen nordöstlich. Das Anwesen sei die „meistfotografierte Plantage Amerikas“, behauptet die Eigenwerbung. Wer die lange Allee entlanggefahren ist, erkennt in dem Haus vielleicht einen alten Bekannten: In der Fernsehserie „Fackeln im Sturm“ war Boone Hall als Mont Royal das Haus von Orry Main alias Patrick Swayze.

„Wir bauen immer noch Baumwolle an“, sagt Rick Benthall von den Betreibern. 250.000 Besucher kommen in jedem Jahr, denen das Haus und die Erinnerung an die Serie 18 Dollar Eintritt wert sind. Auch die Führerin in ihrer historischen Tracht geht auf die Serie ein, als sie durch die Pracht des Herrenhauses führt. Die Sklavenquartiere im Schatten der Allee sind hingegen an Armseligkeit kaum zu überbieten. Es sind kleine Holzschuppen mit nur einem Raum, in dem eine ganze Großfamilie lebte.

Solche Hütten finden sich auch in Atlanta, der Metropole der Südstaaten. Im History Center, vom Stadtzentrum leicht mit dem Bus zu erreichen, wurde eine ganze Plantage hinter dem Museum nachgebaut. Kinder lernen, wie Baumwolle damals angepflanzt wurde, wie sie verarbeitet wurde – und von wem: „Wir wollen die ganze Geschichte des Südens zeigen. Und das heißt nun mal auch das dunkle Kapitel der Sklaverei“, sagt Führerin Joanna Arrieta. Das Museum selbst gehört ganz dem Krieg. Musketen und Säbel sind zu sehen, Trommeln und Fahnen.

Viele Touristen haben allerdings ein anderes Ziel in Atlanta. Das Margaret-Mitchell-Haus steht mitten in der Innenstadt. Das unscheinbare Holzhaus ist der Frau gewidmet, die mit nur einem Buch Weltruhm erlangte. Nach einem Reitunfall schrieb sie, immer nur ein Kapitel, von hinten nach vorn. Das Ergebnis ging als Buch und als Film in die Geschichte ein: „Vom Winde verweht“.

(APA/dpa)

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