Pariser Buchhändler: Souvenirs statt Antiquitäten

Wer wird in Zeiten des Internet noch Buchhändler und wer kommt auf die Idee, alte Bücher in Kisten zu packen und im Freien zu verkaufen? Genau das ist das Geschäft der Pariser Freiluftbuchhändler. Doch viele von ihnen setzen eher auf billige Andenken.

Grüne Metallkisten hängen an der Ufermauer der Seine in Paris, jede zwei Meter lang und etwa 60 Zentimeter hoch. Sind sie geschlossen, fällt der rotbraune Rost ins Auge, der sich in das Gehäuse frisst. Geöffnet verwandeln sie sich in eine bunte Auslage mit alten Büchern, Zeitschriften und Kunstdrucken. So sollte es jedenfalls sein nach den Regeln der Stadtverwaltung für die „Bouquinisten“, die Freiluftbuchhändler. Doch an manchen Ständen locken stattdessen bunte Eiffeltürme, Kühlschrankmagnete und Poster die Touristen.

„Davon kann man mehr oder weniger leben“, sagt eine junge Händlerin und zeigt auf die Souvenirs zu ihrer Rechten. „Davon aber leider nicht mehr.“ Sie wendet sich nach links, wo sie ihre Bücher präsentiert. Sie hat es geschickt gemacht. Offiziell erlaubt die Stadtverwaltung den Bouquinisten nämlich, eine der grünen Kisten mit Souvenirs zu füllen neben drei Behältern mit Büchern. Auf Ständern und Beistelltischen hat sie jedoch ihre Andenkenartikel weiter ausgebreitet, so dass sie über die Hälfte des Platzes einnehmen. Für sie ist das Geschäft mit den Touristen die wichtigste Einnahmequelle.

Sophie hingegen, eine unscheinbare Frau Mitte 40, ist die Tradition wichtig. Schon ihr Großvater verkaufte Bücher an der Seine. Ihr gehören seit 20 Jahren fünf der grünen Metallkisten am Quai Malaquais. Die Souvenirhändler sind ihrer Meinung nach ein großes Problem. „Wir haben deswegen in den letzten Jahren einen Teil unserer Kunden verloren“, erklärt sie. Außerdem sei das Internet eine große Konkurrenz. Das Geschäft mit Büchernarren und Sammlern weiche dem Tourismus. Stammkunden kämen seltener zum Flussufer, um zu stöbern.

Freundlich lächelt sie Passanten zu und grüßt Bekannte. Ein Mann kauft bei ihr eine etwa hundert Jahre alte Zeitung. Sie unterhalten sich über ihre Schätze. „Wenn Sie etwas Bestimmtes suchen, sagen Sie mir Bescheid. Ich kann recherchieren“, bietet sie ihm an.

Die Pariser Buchhändler gehören zum Weltkulturerbe der Unesco. Seit dem 16. Jahrhundert prägen sie das Stadtbild mit. Ursprünglich waren sie auf Pont Neuf angesiedelt, der ältesten Pariser Brücke. Mittlerweile haben sie sich an beiden Uferseiten ausgebreitet. Heute gibt es gut 200 von ihnen.

Die Stadtverwaltung versucht, die Tradition zu wahren. Sorgfältig wählt sie neue Buchhändler aus. Manche Bewerber warten Jahre auf eine Zusage. Im vergangenen Jahr hat die Stadt rund 40 neue Lizenzen vergeben. Der 21 Jahre alte Rémy ist einer von ihnen. Er zählt zur Generation, die mit dem Internet aufgewachsen ist und will sich dennoch als Buchhändler bei Wind und Wetter versuchen. „Ich finde es toll, Menschen für Bücher zu begeistern, die sie nicht kennen“, sagt er.

INFO: Standort der Buchhändler in Paris: Quai Malaquais, 75006 Paris, Frankreich

(APA/dpa)

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