Das wilde Nachtleben von Aarhus

Aarhus ist die größte Stadt in Jütland und die zweitgrößte in Dänemark; vor allem bei Studenten ist sie ausgesprochen beliebt – und bei Touristen mit ähnlichlichen Interessen. Beisln, Clubs und Livemusik gibt es bis zum Abwinken. Langeweile eher nicht.

Schmutzige Servietten und Schalen mit Pommes Frites, überall liegen sie in der Fußgängerzone der Frederiksallee verstreut. Es ist Samstagmorgen in Aarhus, der zweitgrößten Stadt Dänemarks. Bis auf einige wenige Touristen ist die Stadt noch im Wochenendschlaf. Den Dreck werden die Reinigungskräfte beseitigt haben, bevor die Bewohner ihre erste Tasse Kaffee schlürfen. Für sie bleibt Aarhus so sauber wie das Image der Stadt. Die Überreste der Party vom Vorabend bekommen sie üblicherweise gar nicht zu Gesicht.

Dabei waren die meisten von ihnen wahrscheinlich selbst nachts in der Innenstadt unterwegs, denn feiern können die Bewohner von Aarhus gut – und vor allem viel. Meistens beginnt die Vorbereitung auf das Wochenende am Freitagnachmittag. Der Arbeitstag ist kaum zu Ende – und im skandinavischen Arbeitsparadies ist er das sehr früh -, da öffnet die „Fredagsbar“ ihre Türen.

Die Freitagsbar, was das Wort übersetzt bedeutet, ist eine feste Institution in Dänemark: Ob im Büro oder an der Universität, überall haben die Dänen kleine oder größere Kneipenräume, in denen nach Feierabend mit dem ersten Øl, wie Bier auf Dänisch heißt, auf die überstandene Arbeitswoche angestoßen wird. Später geht es dann an den Kanal, den Åboulevarden, wo sich eine Bar an die nächste reiht und Nachtschwärmer problemlos auf zahllose Gleichgesinnte stoßen.

Aus dem „Bridgewater“, einem urigen English Pub, dringt laute Musik. Auf der Bühne steht Joachim Moller mit seiner Band PopChock. Die Coversongs von den Backstreet Boys bis hin zu dem Neuesten, was die dänische Popwelt zu bieten hat, sorgen dafür, dass sich die Tanzfläche füllt. Joachim tritt deshalb gerne im „Bridgewater“ auf: „Hier ist das jüngste Publikum, und es ist der aufregendste Ort, um zu spielen.“ Aufregend sicher auch, weil die vielen jungen Mädels die attraktiven Musiker anhimmeln – immerhin hat einer von Joachims Bandkollegen durch die Teilnahme an einer Castingshow, dem dänischen Pendant zu „Deutschland sucht den Superstar“, einen gewissen Bekanntheitsgrad erlangt.

Wenn PopChock genug von der Partymusik haben, spielen sie im „Fatter Eskil“ – dort ist die Musik nicht nur Hintergrundgeplänkel fürs Trinken. Das macht schon das Design der Kneipe deutlich: Von den Wänden schauen Porträts berühmter Musiker auf den Nachwuchs, der sich auf der kleinen Bühne das Mikro in die Hand gibt.

Hier wird auch deutlich, dass die Livemusik einen hohen Stellenwert im Nachtleben von Aarhus einnimmt. „Generell hat die Musikszene von Aarhus einen sehr guten Ruf“, erzählt Joachim. Zwar ist Kopenhagen auch die musikalische Hauptstadt, aber viele Musiker starten ihre Karriere in Aarhus. „Unsere Musikschule und die Royal Academy of Music gehören zu den besten musikalischen Ausbildungsstätten in Dänemark.“

Wer es etwas ruhiger mag, eine „hygge“ Atmosphäre zum Ausgehen bevorzugt, wird sich im „Gemmestedet“ wohlfühlen. Das kleine Café in der alten Munkegade der Innenstadt entspricht dem Bild der typisch dänischen Gemütlichkeit: Große Kronleuchter hängen von der Decke, rote Sofas laden zum Fläzen ein, und bunt-expressionistische Bilder geben dem Café einen leicht künstlerischen Touch. Aber auch hier spielt die sprichwörtliche Musik: Hin und wieder jammen Jazzmusiker im „Gemmestedet“.

Gemütlich-ökologisch geht es in der „Fairbar“ zu. Hier arbeiten die Barkeeper ohne Bezahlung, das Geld fließt in humanitäre Projekte. Wenn die „Fairbar“ zur Open-Mic-Night aufruft, lässt Vessna Scheff sich nicht lange bitten. Die Austauschstudentin aus San Francisco hat schnell Gefallen an der Musikszene von Aarhus gefunden. „Ich habe hier eine starke musikalische Gemeinschaft gefunden, die Neulinge immer willkommen heißt und unterstützt.“ Es ist das eher ruhige Ambiente, das Vessna anzieht. Dann können sich ihre leise Stimme und die exotischen Akkorde ihrer Ukulele voll entfalten – und so hat sich der Lockenkopf mit dem hawaiianischen Instrument schnell einen Namen unter den heimischen Musikern gemacht.

Für den Absacker nach der niveauvollen musikalischen Beschallung eignet sich das „Bodegaen“ – zurück am Kanal und nicht wirklich vergleichbar niveauvoll. Dafür gibt es die Getränke günstiger – für dänische Verhältnisse. „Bodega“, das ist auch in Dänemark die Bezeichnung für eine bestimmte Art Eckkneipe, gesellig und preiswert. Dem „Bodegaen“ an den Åboulevarden in Aarhus wird nachgesagt, das älteste Dänemarks zu sein.

Wer dort beim „Fisk“ zu tief ins Glas schaut, der versucht den Einfluss des starken Lakritzschnapses anschließend in den zahlreichen Pizza- und Dönerläden der Frederiksallee wieder loszuwerden. Dass sich schon bald jemand um die liegen gelassenen Verpackungen kümmern wird, darauf ist in der dänischen Idylle Verlass.

INFO: http://www.visitdenmark.com

(APA/dpa)

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