Vorsicht beim Umgang mit Kindermedikamenten

Kranke Kinder sind eh schon schwierig. Und dann sollen sie auch noch grässlich schmeckenden Hustensaft trinken oder bittere Pillen schlucken. Eltern brauchen nicht nur starke Nerven, um nicht nachzugeben.

Sie kneifen die Augen zusammen, pressen die Lippen aufeinander oder schreien wie am Spieß: Kindern Medikamente zu geben, kann nervenaufreibend sein. Ein paar Tricks helfen, Tropfen, Antibiotikasaft oder Zäpfchen zu verabreichen. Wichtig ist vor allem, dass Eltern Zeit und Geduld mitbringen – und dem Kind vermitteln: Es gibt keine Alternative zu Tablette, Saft oder Tropfen.

Wenn Kinder regelmäßig Medikamente nehmen müssen, lohnt es sich, daraus ein Ritual zu machen, rät Prof. Gerd Glaeske von der Universität Bremen. Beim Inhalieren bekommt der Nachwuchs zum Beispiel immer vorgelesen. „Dann hat das Kind etwas, worauf es sich freut, und das Inhalieren steht nicht mehr im Vordergrund.“

Wie gut ein Kind Medikamente akzeptiert, hänge auch stark von der Haltung der Eltern ab, sagt Ulrich Fegeler vom Bundesverband der Kinder- und Jugendärzte in Berlin. „Wenn Eltern sagen: ‚Das riecht aber komisch‘, ist das nicht besonders unterstützend.“

Auch sollten sie sich auf keine Diskussionen einlassen. Wenn ein Kind aber nur seine Augen zusammenkneift, ist das nicht schlimm. Mutter oder Vater geben die Tropfen in den inneren Winkel des geschlossenen Auges, sagt Erika Fink, Apothekerin in Frankfurt und Präsidentin der Bundesapothekerkammer. Macht das Kind die Augen wieder auf, fließe der Tropfen hinein. Sind beide Elternteile da, könne eines die Augenlider vorsichtig auseinanderziehen, das andere gebe die Tropfen ins Lid, rät Fegeler.

Muss das Kind Nasentropfen nehmen, sollte es leicht überstreckt auf dem Rücken liegen, empfiehlt Fegeler. „Drücken Sie ein Nasenloch von außen zu und geben Sie in das andere die Tropfen.“ Bei sehr kleinen Kindern rät Erika Fink, ein Wattestäbchen mit den Tropfen zu tränken und damit die Schleimhaut zu benetzen. Zäpfchen können an der Spitze eingecremt werden. „Geben Sie kein halbes Zäpfchen. Wenn es vorne nicht angespitzt ist, tut es weh“, warnt Fink. Muss das Zäpfchen doch halbiert werden, werde es längs durchgeschnitten.

Vor allem Säfte müssen korrekt bemessen werden. Deshalb gilt: Beim Dosieren immer im Hellen stehen und besser dreimal die Menge kontrollieren. Für Babys gibt es spezielle Einwegspritzen, durch die der Saft in den Mund gespritzt wird. Sonst gilt grundsätzlich: Im Stehen schluckt es sich am besten. Schaffen ältere Kinder den Saft auf einem Löffel nicht vollständig, sollten Eltern es mit zwei halben Portionen probieren, rät Fink.

Oder sie mischen den Rest mit einem Getränk, das das Kind gerne mag, rät Prof. Gerd Glaeske, der zu Wirkungen von Arzneimitteln forscht. Zwar enthalten Fruchtsäfte und Tees Inhaltsstoffe, die mit den Wirkstoffen der Medikamente reagieren können. Nimmt das Kind das Medikament aber partout nicht anders ein, könnten Eltern sich so behelfen. Vorher sollten sie aber den Beipackzettel lesen.

Spuckt das Kind einen Teil des Medikamentensaftes wieder aus, ist das Pech. Eltern sollten nicht aus der Hand nachdosieren oder beim nächsten Mal einfach mehr geben. Schließlich wissen sie nicht, wie viel des Wirkstoffs im Mund gelandet ist. „Die Dosierung ist schnell zu hoch“, warnt Prof. Glaeske.

Kinder wiegen weniger und Arzneien wirken bei ihnen viel stärker als bei Erwachsenen. Deshalb sollten Eltern den Kinderarzt fragen, wie sie die Arznei richtig dosieren, und wie oft und lange das Kind sie nehmen muss, betont IQWiG. Im Beipackzettel steht zudem, ob das Medikament zu bestimmten Uhrzeiten, vor oder nach dem Essen oder mit viel Flüssigkeit eingenommen werden muss.

Doch nicht schon bei jedem kleinen Schnupfen sind Medikamente notwendig. Viele Eltern verabreichen ihren Kindern zu früh Mittel, sagt Prof. Gerd Glaeske. Der häufigste Fehler sei jedoch, dass Eltern eine Arznei geben, die noch herumliegt. Besser sollten sie abwarten, ob die Beschwerden von alleine abklingen – und andernfalls erst zum Arzt gehen.

(APA/dpa)

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