Krebsmedikament kann zu Lungenhochdruck führen

Tyrosinkinasehemmer in der Krebstherapie richten sich gezielt gegen den Effekt von Wachstumsfaktoren auf der Oberfläche der bösartigen Zellen. Das kann zu einer Rückbildung oder Stabilisierung des Tumors führen und die Überlebenszeit dieser Patienten verlängern. Eine Forscherteam der Med-Uni Graz hat jetzt herausgefunden, dass diese Medikamente das Risiko für Lungenhochdruck erhöhen können.

Tyrosinkinasen sind wichtige Enzyme bzw. Eiweiße, die Signale von außerhalb der Zelle aufzunehmen und in den Zellkern weiterleiten. Diese Signalübermittlung ist wichtig bei Prozessen wie der Zellteilung oder auch dem Zelltod. Wenn diese Prozesse außer Kontrolle geraten, kann das Entstehen von Krankheiten wie Krebs begünstigt werden. In der Krebstherapie werden Tyrokinasehemmer eingesetzt, um gezielt in den Tumorstoffwechsel eingreifen. Sie richten sich gegen die Signale von Bindungsstellen von Wachstumsfaktoren auf der Oberfläche der Krebszellen, die im Übermaß gebildet werden. Durch die Medikamente wird schließlich die Signalübertragung für das weitere Wachstum der Tumorzellen blockiert.

Forscher des Grazer Ludwig Boltzmann Institures für Lungengefäßforschung haben nun einen Zusammenhang zwischen einem Medikament dieser Substanzklasse und begleitend auftretendem Lungenhochdruck (pulmonale Hypertonie) festgestellt und in der internationalen Fachzeitschrift „European Respiratory Journal“ veröffentlicht. Chandran Nagaraj schildert darin, dass eine bestimmte Protein-Tyrosinkinase (Src Tyrosinkinase) von entscheidender Wichtigkeit für die Funktion jener Kaliumkanäle ist, die den niedrigen Ruhetonus der menschlichen Lungenarterien steuern. Demnach wirkt sie auch auf die bei Lungenhochdruck betroffenen Ionenkanäle ein. Wenn es zu einer Hemmung dieses Proteins kommt, kann somit auch die gefährliche Erkrankung Lungenhochdruck ausbrechen, meldete die MedUni am Mittwoch.

Das Grazer Ludwig Boltzmann Institut für Lungengefäßforschung besteht seit Ende 2009 und beschäftigt sich mit den molekularen Grundlagen der Entstehung des Lungenhochdrucks. Die Früherkennung dieser heimtückische Krankheit, bei der über lange Zeit charakteristische äußerliche Krankheitszeichen fehlen, und die Erforschung potenzieller neuer Medikamente stehen im Fokus.

(APA)

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