Die Trends der Gamescom

Egoshooter, Fußball- oder Rollenspiele: Klassische Videogames sind auch in diesem Jahr zahlreich auf der Gamescom vertreten. Innovatives ist vor allem von Browsergames und mobilen Spielen zu erwarten: Sie wollen das Image der Billigspiele abschütteln.

Vier Tage, fünf Hallen und unzählige Titel, die das Zockerherz höherschlagen lassen. Für Fans von Computer- und Videospielen ist die Gamescom in Köln (16. bis 19. August) eine Offenbarung. Sie sehen Titel, die andere frühestens im Weihnachtsgeschäft zu Gesicht bekommen. Viele Besucher zieht es zu den großen Blockbustern für Konsole oder PC. Doch es gibt auch viele Aussteller, die Spiele für den Browser oder fürs Smartphone im Gepäck haben. Und die werden tendenziell immer aufwendiger produziert.

Mobile Gaming

„Der vielleicht wichtigste Trend in diesem Jahr ist das sogenannte Mobile Gaming“, sagt Maximilian Schenk, Geschäftsführer des Bundesverband Interaktive Unterhaltungssoftware (BIU). Dabei geht es nicht so sehr um mobile Konsolen-Plattformen wie Nintendos 3DS oder Sonys Playstation Vita, sondern eher um Spiele für Tablets oder Smartphones. Ihnen ist 2012 zum ersten Mal ein eigener Bereich auf der Gamescom gewidmet.

Dort werden nicht nur Games für Gelegenheitsspieler zu sehen sein, verspricht Schenk: „Es gibt neben den Casual Games einen Trend hin zu größeren Eigenproduktionen, die teils auch ausschließlich für mobile Plattformen entwickelt werden.“ Weil Smartphones und Tablets immer öfter Zwei- oder Vierkernprozessoren an Bord haben, reicht ihre Leistung auch für grafisch anspruchsvollere Titel. Mit dem Anspruch steigt allerdings auch der Preis: Spielepreise von über 5 Euro sind heute bei Android und iOS keine Seltenheit mehr. Zurzeit gibt es zu solchen Preisen zum Beispiel das Android-Ballerspiel „Shadowgun“ oder „Infinty Blade II“ für iPhone und iPad. Lange Zeit wechselten mobile Spiele nur für 1 Euro oder weniger den Besitzer.

Geändertes Spielerverhalten

Browser Games oder Social Games, die inzwischen auch unabhängig von sozialen Netzwerken gespielt werden, sind dagegen oft kostenlos – zumindest am Anfang. Die Zauberformel lautet Free-to-play: Zahlen muss der Spieler erst, wenn er schon eine Weile dabei ist – für Ressourcen in Strategie- oder Gegenstände in Rollenspielen.

„Mit diesem Geschäftsmodell ist in der Vergangenheit sehr viel Geld verdient worden“, sagt Jörg Müller-Lietzkow, Professor für Medienorganisation an der Universität Paderborn. „Das Verhalten der Konsumenten hat sich zuletzt aber massiv geändert.“ Anstatt längere Zeit einem Spiel die Treue zu halten, nutzten Spieler heute das große Angebot, um in kurzer Zeit viele verschiedene Titel auszuprobieren.

Die Entwickler müssen sich also etwas einfallen lassen, um das Interesse der Kunden langfristig zu binden. Wie das aussieht, ist möglicherweise schon auf der Messe zu sehen: „Die Zahl neuer Free-to-play-Spiele könnte in Zukunft etwas zurückgehen“, prognostiziert Müller-Lietzkow. „Die verbliebenen Neuheiten werden aber dafür vermutlich etwas aufwendiger produziert.“

Neuigkeiten für Konsole und PC

Allerdings bevorzugt längst nicht jeder Spieler mobile Plattformen oder Free-to-play-Spiele. Manche wollen auch weiter ganz klassisch auf Konsole oder PC die Blockbuster für 50 bis 60 Euro spielen. Und auch aus diesem Bereich wird es auf der Messe reichlich Neues geben. Insgesamt rechnen die Veranstalter mit 300 Premieren, erklärt Koelnmesse-Sprecher Franko Fischer. Manches davon gebe es weltweit zum ersten Mal zu sehen, anderes auch nur erstmals in Europa oder Deutschland: „Insgesamt werden wir in Sachen Neuheiten das Niveau aus dem Vorjahr in etwa halten.“

Zu den Publikumsrennern auf der Messe gehört voraussichtlich „Call of Duty: Black Ops II“, der nächste Teil der aktuell erfolgreichsten Videospielserie. Ebenfalls spielbar ist „Tomb Raider“, das die altbekannte Geschichte der Schatzjägerin Lara Croft als hartes Survivalabenteuer neu erzählt. Und auch die neuesten Ableger der Fußballsimulationen „PES“ und „FIFA“ können in den Messehallen angetestet werden.

Online ist der Trend

Viele dieser Spiele haben sich Innovationen der nachrückenden Konkurrenz aus dem Bereich Mobile und Social Games abgeschaut, sagt BIU-Geschäftsführer Schenk. Darunter zum Beispiel die konsequente Internet-Anbindung. „Es gibt heute praktisch keine Form von Spielen mehr, die nicht in irgendeiner Form online sind.“ Das muss nicht immer in der Form eines Mehrspieler- oder Kooperationsmodus passieren. Weit verbreitet ist inzwischen auch der Onlinevergleich von Highscores und Bestzeiten oder die Integration sozialer Netzwerke, mit der Spieler erreichte Spielstände gleich ihren Twitter- und Facebook-Freunden mitteilen können.

Einige große Spielehersteller kommen in diesem Jahr nicht nach Köln: Neben Microsoft, Sega und THQ bleibt auch Nintendo der Gamescom fern. Wer die Wii U, die neue Konsole der Japaner, vor dem Verkaufsstart Ende des Jahres ausprobieren will, hat aber in Köln trotzdem Gelegenheit dazu: Nach Angaben von Messesprecher Fischer wird die Wii U am Ubisoft-Stand zu sehen sein. Besucher können dort unter anderem die Titel „Rayman Legends“ und „Zombie U“ ausprobieren.

(APA/dpa)

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