Große Verjüngungskur im Wiener Gschwandner

Als eines der Juwelen der Wiener Vergnügungsetablissements gilt das „Gschwandner“: Das in Hernals in der Geblergasse 36 gelegene Gebäude war im 19. Jahrhundert berühmt für seinen Heurigen, für Feste wie den Wiener Wäschermädelball, aber auch für die Austragung von Veranstaltungen im Boxsport. Ein Revival für den Heurigen gibt es aber schon davor im August. Passendes Motto: „Ausg’steckt is“.

Ein neues Veranstaltungszentrum soll auf dem geschichtsträchtigen Vergnügungsort entstehen, wenn es nach den Plänen der neuen Eigentümer Reza Akhavan und Daniel Jelitzka geht. Dafür müssten allerdings einige bauliche Veränderungen vorgenommen werden, da der aktuelle Zustand des Gebäudes nicht den gängigen Bestimmungen entspricht, wie Andrea Hladky, Sprecherin des neuen Gschwandners, gegenüber der APA betonte. Dazu zählen neben der Generalsanierung der Räumlichkeiten etwa die Schaffung eines barrierefreien Zugangs und der Einbau von Aufzügen.

Auch das Herzstück des früheren Grand Etablissements – so wurden im 19. Jahrhundert Veranstaltungsstätten im großen Rahmen bezeichnet -, der 500 Quadratmeter große „Säulensaal“ sowie der „Strauss-Lanner-Saal“, werden einer Verjüngungskur unter Rücksichtnahme auf den Denkmalschutz unterzogen. Eine bauliche Neuheit wird dabei der öffentliche Durchgang von der Geblergasse in die Hernalser Hauptstraße sein. Die Renovierungsarbeiten sollen ab kommendem Winter bis Ende 2013 durchgeführt werden. Die Kosten belaufen sich auf rund elf Millionen Euro. Über Förderungen seitens der Stadt werde derzeit verhandelt, so Hladky.

Doch schon vor Beginn der Bauarbeiten ist das historische Gebäude für temporäre Veranstaltungsreihen wieder der Öffentlichkeit zugänglich: Im August gibt es an den ersten drei Wochenenden, jeweils von Donnerstag bis Sonntag, ein Revival für den einst berühmten Heurigen. Die Pforten öffnen sich bereits am Nachmittag ab 15.00 Uhr. Freitag und Samstag gibt es zudem jeweils ab 21.00 Uhr eine Filmvorführung – auch das ist nichts Neues, denn schon 1907 wurden nach dem Einbau eines Kinematographens Kurzfilme gezeigt. Eröffnet wird der Gschwandner Heurigen am 2. August mit dem Konzert der neuen Wiener Concert Schrammeln. Erst kürzlich gastierte in der Location das ImPulsTanz-Festival mit dem „Österreich-Pavillon“.

Mit der Wiedereröffnung, die derzeit für Ende 2013 angedacht ist, soll das Gschwandner wieder zu dem werden, was es einmal war: „Die Veranstaltungen aus Kunst, Kultur und Musik sind das Zentrum unseres Konzepts, aber es wird auch was zu Essen geben“, versicherte die Sprecherin. Künftig soll das Gebäude von fixen und temporären Mietern genutzt werden.

Das Etablissement Gschwandner wurde Mitte des 19. Jahrhunderts vom Weinbauern Johann Gschwandner als Heuriger gegründet. Damals war Hernals noch ein Vorort von Wien. Nach und nach wurde das Gebäude in der Geblergasse erweitert und entwickelte sich unter der Geschäftsführung der Gschwandner Söhne Georg und Johann jun. zu einer der beliebtesten Wiener Vergnügungsstätten. Mit dem Neubau des Säulensaals im Jahr 1877 schaffte die Veranstaltungsstätte insgesamt Platz für rund 1.500 Personen. Wiener Schrammelmusik, Tanzveranstaltungen und sportliche Wettkämpfe standen am Programm. Nach rund 120 Jahren schloss das Gschwandner 1960 seine Pforten und wurde als Büro und Lager der Radiofabrik Ingelen und später als Requisitendepot eines Filmausstatters genutzt.

(APA)

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