Können beim Bergsteigen nicht überschätzen

Um Unfällen beim Bergsteigen vorzubeugen, ist die richtige Selbsteinschätzung wichtig. Das sagte Chris Semmel, Leiter der Sicherheitsforschung beim Deutschen Alpenverein (DAV) in München, dem dpa-Themendienst. Unglücke wie der tödliche Absturz von fünf deutschen Bergsteigern am Schweizer Lagginhorn lassen sich zwar nie zu hundert Prozent ausschließen.

Alpinisten können das Risiko eines Bergunfalls aber deutlich reduzieren. Dazu komme es neben guten Wetterbedingungen und passender Ausrüstung auch auf die nötige Erfahrung an. Folgende Sicherheitstipps sollten Bergsteiger laut Semmel beachten:

Trittsicherheit, Kondition und Schwindelfreiheit sind Grundvoraussetzungen. „Ohne die sollte man überhaupt nicht in die Berge gehen“, sagt Semmel. Zudem müssen Alpinisten ihre Ausrüstung richtig benutzen können. Der Alpenverein und Bergführerschulen vermitteln in Kursen das nötige Basiswissen. Dann ist es wichtig, eigenverantwortlich entscheiden zu können, wann und wie gesichert wird. Die Situation richtig beurteilen und angemessen darauf reagieren zu können – das sei reine Erfahrungssache.

Manche Bergsteiger wüssten nicht, welche Schwierigkeiten auf sie zukommen und was sie für eine Tour können müssten, hat Semmel beobachtet. Auf der anderen Seite könne es eine gefährliche Gruppendynamik geben: „Die Erfahreneren gehen voraus, denen fällt das Ganze noch leicht.“ Andere seien aber vielleicht schon an der Grenze und trauten sich nicht zu sagen, dass sie lieber am Seil gehen würden. Hierbei kommt es auf das schwächste Gruppenmitglied an. Die meisten Unfälle passieren Semmel zufolge zudem beim Abstieg – auch Kondition und Konzentration müssen also reichen.

Routen, die bei Sonne leicht zu begehen sind, können bei Schnee und Nebel ernste Probleme aufwerfen: „Ich stehe in den Wolken und weiß nicht mehr genau, wo geht es jetzt genau runter oder hoch oder hin“, erklärt Semmel. Bergsteiger kämen dann leicht in ein Gelände, das sie nicht mehr beherrschen. Zudem könne unerwarteter Schneefall die eigenen Fähigkeiten überfordern. „Dann wird es schnell grenzwertig.“ Am besten informieren sich Alpinisten direkt beim Hüttenwirt oder anderen Bergsteigern über die aktuellen Verhältnisse.

Zur Ausstattung auf hochalpinen Touren gehören Steigeisen, Eispickel, Seil, Anseilgurt, Steinschlaghelm, Eisschrauben zum Sichern, Karabiner sowie Band- und Prusikschlingen, wie Semmel erläutert. Wind- und wasserfeste Kleidung sowie Mütze und Handschuhe halten bei plötzlichen Wetter- und Temperaturstürzen warm. Eine Schneebrille schützt die Augen vor der Sonne.

(APA/dpa)

Kommentare sind geschlossen, aber trackbacks und Pingbacks sind offen.