Google schickt eigenen Tablet-PC ins Rennen

Es ist ein Vorzeigegerät: Mit dem Nexus 7 demonstriert der Internet-Riese Google, wie er sich einen Tablet-Computer mit seiner Software Android vorstellt. Dem Rivalen Apple will er außerdem mit neuen Funktionen einheizen – eine Siri-Schwester inklusive.

Mit einem eigenen Tablet-Computer rüstet sich Google für den Wettbewerb gegen Apple. Der Internet-Riese stellte am Mittwoch den iPad-Konkurrenten Nexus 7 vor, der mit einem Einstiegspreis von 200 Dollar auf den Massenmarkt zielt. In Deutschland kommt das Gerät zunächst nicht heraus.

Auf seiner Entwicklerkonferenz Google I/O in San Francisco präsentierte das Unternehmen zudem eine neue Version des Betriebssystems Android für Smartphones und Tablet-Computer. Sie enthält eine Spracherkennung, die dem Apple-System Siri ähnelt, und liefert Informationen zu Straßenverkehr und Flügen sowie Nachrichten in Echtzeit. Ins Wohnzimmer will Google mit einer Streaming-Box einziehen.

Das Nexus 7 zeige, wie Google sich die Nutzererfahrung auf Tablets vorstellt, sagte Manager Hugo Barra. Das kompakte Vorzeigegerät im Sieben-Zoll-Format ist auf die Möglichkeiten von Android abgestimmt und bindet die Software-Plattform Google Play eng ein. Diese wird zu einer Medienzentrale und bietet künftig neben Anwendungen auch Filme, TV-Sendungen und Magazine an.

Mit dem niedrigen Preis positioniert Google das Nexus 7 als Konkurrenten zum Kindle Fire von Amazon, das ebenfalls rund 200 Dollar kostet und in den USA millionenfach verkauft wurde. Überdies dürfte das Unternehmen darauf hoffen, dass andere Hardware-Hersteller ihre Geräte aufrüsten und dem Google-System Android zu einer größeren Verbreitung im Tablet-Markt verhelfen. Der taiwanische Hersteller Asus baut das Gerät, das ab Mitte Juli zunächst in den USA, Kanada, Großbritannien und Australien verkauft wird.

Die neue Android-Version 4.1 – Codename: Jelly Bean (Gelee-Bonbon) – wartet mit etlichen neuen Funktionen auf. Die überarbeitete Spracherkennung ist vollständig auf dem Gerät installiert und funktioniert somit ohne Internetverbindung. Das Siri-Pendant ist zunächst lediglich in Englisch verfügbar, weitere Sprachversionen sollen bald folgen.

Weitere Neuerungen: Über die Nahfunk-Technologie NFC sollen Nutzer Kontakte, Fotos und Videos mit einer simplen Geste austauschen können. Die Verbindung mit Bluetooth-Geräten wie Kopfhörern oder Headsets wird wesentlich vereinfacht. Zudem überarbeitet Google die Benutzeroberfläche.

Die Auslieferung des Systems für Smartphones und Tablet-Computer soll Mitte Juli beginnen. Bis Nutzer die Software auf ihrem Gerät haben, vergeht erfahrungsgemäß aber einige Zeit – falls der Gerätehersteller überhaupt ein Update anbietet.

Mit neuen Zahlen unterstrich Google die Bedeutung von Android. Jeden Tag werden eine Million Geräte mit dem System aktiviert. Mittlerweile ist die Marke von 400 Millionen Android-Smartphones und -Tablets überschritten. Auf der Software-Plattform Google Play sind 600 000 Applikationen und Spiele verfügbar. Seit dem Start verzeichnete Google mehr als 20 Milliarden Installationen.

Große Anstrengungen steckt der Internet-Riese weiterhin in sein Soziales Netzwerk Google+, das vor einem Jahr an den Start gegangen war. Er kündigte Applikationen an, mit den sich der Dienst auf Tablet-Computern komfortabel nutzen lässt. Google-Manager Vic Gundotra betonte, Google+ sei auf einem guten Weg: Derzeit habe das Online-Netzwerk 150 Millionen aktive Nutzer und wachse weiter schnell. Insgesamt hätten sich 250 Millionen Menschen registriert.

Auch im Wohnzimmer will Google die Nutzer künftig erreichen – mit einer kugelförmigen Streaming-Box, die Musik und Videos auf Fernseher oder die Stereoanlage bringt. Das Nexus Q getaufte Gerät greift dabei auch auf Online-Dienste wie Google Play zu. Es koste rund 300 Dollar und werde zunächst nur an US-Kunden verkauft, teilte Google mit. Auch hier tritt der Konzern gegen Apple an, das sein Apple TV für rund 100 Dollar anbietet.

Noch ein Experiment ist dagegen die Datenbrille Google Glass: Sie kann Informationen aller Art vors Auge projizieren, mit einer Kamera die Umgebung aufnehmen und Live-Bilder senden. Google übertrug den Flug von Fallschirmspringern auf die Leinwände im Kongresszentrum. Ausgewählte Entwickler können das Gerät nun für 1.500 Dollar vorbestellen. Es handle sich auf keinen Fall um ein ausgereiftes Produkt für Verbraucher, betonte Google-Mitgründer Sergey Brin.

Zur Google I/O haben sich mehr als 6000 Programmierer und Internet-Experten in San Francisco versammelt. Ein wesentlicher Bestandteil der Konferenz sind die technischen Sitzungen, in denen das Unternehmen zeigt, welche Themen ihm besonders wichtig sind: Neben Android beispielsweise das mobile Betriebssystem Chrome, das Soziale Netzwerk Google+, der Kartendienst Maps, außerdem der Bezahldienst Wallet und die Daten-Synchronisierung Drive. Auch der Web-Standard HTML5 und YouTube spielen eine wichtige Rolle.

INFO: Google I/O: https://developers.google.com/io

(APA/dpa)

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