„MS Europa 2“ wird zweites Hapag-Lloyd-Flaggschiff

Im kommenden Frühjahr geht die „MS Europa 2“ auf Jungfernfahrt. Sie soll ein „Flaggschiff auf Augenhöhe mit der ‚MS Europa'“ werden. Doch von einigen Kreuzfahrttraditionen müssen sich die Passagiere verabschieden.

Eine Reederei hat eigentlich immer nur ein Flaggschiff – Hapag-Lloyd Kreuzfahrten wird da ab 2013 eine Ausnahme sein: Mit der „MS Europa 2“ will das Hamburger Unternehmen ein zweites Schiff an der Spitze für sich fahren lassen. „Die ‚MS Europa‘ und die ‚MS Europa 2‘ werden zwei Flaggschiffe auf Augenhöhe sein“, kündigte der Sprecher der Geschäftsführung von Hapag-Lloyd Kreuzfahrten, Sebastian Ahrens, in Hamburg bei der Vorstellung des ersten Kataloges des Neubaus an. Die Broschüre mit Übersicht über die weltweiten Reisen des neuen Luxusliner wird ab dem 20. März in Reisebüros erhältlich sein.

Seit dem 1. September 2011 wird die „MS Europa 2“ auf der Werft STX Europe im französischen Saint Nazaire gebaut. Am 7. Februar dieses Jahres war Kiellegung, ab Juli soll das Trockendock verlassen werden und der Innenausbau beginnen. 11 Decks hoch wird der Neubau, gut 225 Meter lang und fast 27 Meter breit.

Getauft werden soll das Luxusschiff für 516 Passagiere und 370 Crewmitglieder im Frühjahr 2013, der Ort steht laut Ahrens noch nicht fest. Aber: Die Jungfernfahrt wird vom 11. bis 25. Mai von Hamburg nach Lissabon führen. Kapitän wird ein Mann mit bekanntem Namen: Friedrich Jan Akkermann, der bereits Kapitän der „MS Europa“ ist. Der zweite Kapitän steht laut Ahrens noch nicht fest.

Bei der Routenplanung will sich Hapag-Lloyd nach den Bedürfnissen von Berufstätigen und Familien richten. „Die ‚Europa 2‘-Kunden sind anspruchsvoll, kosmopolitisch und beruflich stark eingebunden“, skizziert Ahrens die Zielklientel für das neue Schiff. Entsprechend sollen mit im Mittelmeer sieben Tagen Länge und auf Fernreisen 12 Tagen zumeist eher kurze Etappen gefahren werden, die aber kombinierbar sind, ohne das Häfen doppelt angelaufen werden. Weltreisen seien nicht geplant. „Mit diesem völlig neuen Routenkonzept erfüllen wir einen zentralen Wunsch unserer Gäste“, erklärt Ahrens.

In der ersten Saison zwischen Mai 2013 und April 2014 werden 26 Routen zu 123 Häfen angeboten. Im Frühjahr und Sommer geht es ins westliche Mittelmeer. Im Herbst ist das Fahrgebiet das östliche Mittelmeer, im Winter das Arabische Meer und Südostasien. Die ersten Start- und Zielhäfen werden Barcelona, Monte Carlo, Malta und Venedig sein. Die vergleichsweise kleine Größe für ein Kreuzfahrtschiff erlaubt auf den Strecken auch das Anlaufen kleinerer Häfen. Mit den zwölf Zodiacs des Schiffes können die Gäste an einsame Strände gelangen. Dieser Luxus hat mit durchschnittlich 600 Euro pro Tag und Passagier seinen Preis.

Ein großer Unterschied zwischen den beiden vermeintlich ähnlichen Schiffen wird der Verzicht auf einige Kreuzfahrttraditionen auf der „MS Europa 2“ sein. Während es auf der „MS Europa“ weiterhin eher klassisch elegant zugeht mit formellen Abenden in Abendkleid und Smoking sowie dem Captains Dinner am Ende der Reise, ist der Dresscode auf dem neuen Schiff „modern und leger“. „Mit der ‚Europa 2‘ gehen wir neue Wege“, erläutert Ahrens. „Sowohl in der Architektur als auch in den Konzepten von Gastronomie bis Entertainment.“ Langfristig soll auch internationaleres Publikum angesprochen werden.

Das Schwesterschiff der mit Fünf-Sternen-Plus topbenoteten „MS Europa“ soll lifestyleorientiert sein. Die kleinste der 251 Suiten ist 28 Quadratmeter groß, die größte 99 Quadratmeter. Die Suiten gibt es in sieben Kategorien, alle haben eine Veranda. 16 Kabinen sind als sogenannte Spa-Suiten konzipiert mit Whirlpool, Regendusche und Dampfsauna. Wer keinen eigenen Spa hat, kann sich aber mit dem fast 1.000 Quadratmeter großen Wellness- und Fitnessbereich trösten. „Die ‚MS Europa 2‘ hat das insgesamt größte Platzangebot je Gast an Bord eines Kreuzfahrtschiffes“, so Ahrens.

Für Familien sind sieben besonders geschnittene Appartements mit je 20 Quadratmeter großen getrennten Bereichen für Eltern und Kinder geplant. Die Räume werden mit Zwischentüren verbunden und haben einen gemeinsamen 14 Quadratmeter großen Balkon. Das Farbkonzept der Räume – ob in den Kabinen oder im Außenbereich – ist elegant, es dominieren Sand- und Tabaktöne. Violett und Grün setzen Akzente.

Auch beim Umweltschutz, für Kreuzfahrtschiffe ein immer wichtigeres Thema, gibt es eine Neuerung: „Die Europa 2 ist das erste Kreuzfahrtschiff mit SCR-Katalysatoren“, sagte Ahrens. Diese reduzierten den Stickoxidausstoß um fast 95 Prozent. Und ein optimierter Rumpf senke den Treibstoffverbrauch um 18 Prozent im Vergleich zur 1999 gebauten „MS Europa“.

Wichtig auf einem Kreuzfahrtschiff sind die Mahlzeiten – das ist auf der „MS Europa 2“ nicht anders. Aber statt den üblichen festen Tischzeiten soll es flexible geben – und der Gast ist auch nicht mehr die gesamte Reise über an fremde Tischnachbarn gebunden. „Es wird keine feste Tischordnung geben und viele Zweiertische.“ Diese stehen in acht Restaurants.

Das Hauptrestaurant wird „Weltmeere“ heißen, das Büfettrestaurant „Yachtclub“. Und es wird wie auf der „MS Europa“ auch Spezialitätenrestaurants geben, auf dem neuen Schiff mit mediterraner, französischer und asiatischer Küche sowie eine Sushi-Bar. Aperitif und Digestif können in sechs Bars getrunken werden, darunter sind ein Jazzclub und ein Ableger der „Sansibar“ auf Sylt.

Wer mit kleinen Kindern anreist, soll von einem weiteren neuen Angebot profitieren: Im „Knopf-Club“ stehen Baby-Betten, Wickeltische und eine Kuscheltierlounge. „Stellen Sie sich eine Kita de luxe vor“, so Ahrens augenzwinkernd. Auch für Kinder anderer Altersgruppen wurden eigene Bereiche geschaffen: der Kids- und der Teens-Club. Und auf den in der ersten Saison geplanten 17 Familienreisen sind altersgerechte Landausflüge für Kinder, Teens oder die ganze Familie geplant.

(APA/dpa)

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