OENB: Staatsinsolvenz Griechenlands „keine Lösung“

Der Chefökonom der Oesterreichischen Nationalbank (OeNB), Peter Mooslechner, warnt davor, Griechenland in eine Staatsinsolvenz zu schicken. Dies wäre keine Lösung, sondern damit würden die Probleme erst beginnen, sagte Mooslechner am Sonntagabend in der Fernseh-Diskussion „Im Zentrum“: Denn dann müssten die Gläubiger auf Geld verzichten, und die Banken würden zusammenbrechen.

Bewältigen könne das Land seine Schuldenprobleme nur mit einem Budgetsparkurs und mit niedrigeren Zinsen – sonst könne sich Griechenland auch 2012 noch nicht am Finanzmarkt finanzieren. Derzeit seien die Bemühungen Athens um das Steueraufkommen aber „etwas unambitioniert“, kritisierte der Ökonom.

Wie Mosslechner warnte auch ÖVP-Finanzsprecher Stummvoll vor den Folgen eines Austritts Griechenlands aus der Euro-Zone. Nach seiner Ansicht hätte Griechenland seine Staatsschuldenkrise auch mit der Drachme – der Euro sei also nicht schuld daran, hielt der Mandatar Karin Küblböck von der globalisierungskritischen Organisation Attac Österreich entgegen.

FPÖ-Europaabgeordneter Mölzer meinte, es müsse jeder mit seinen Schulden selbst fertig werden, „die EU war nicht als Transferunion geplant“. Griechenland solle zu einer eigenen Währung zurückkehren, die Menschen dort hätten über ihre Verhältnisse gelebt.

OeNB-Gouverneur EZB-Ratsmitglied Nowotny hatte am Wochenende in einem Interview mit der „Wiener Zeitung“ darauf verwiesen, dass im Falle von Griechenland und Portugal ein langfristiger Verlust an Wettbewerbsfähigkeit vorliegt. Derartige Strukturprobleme seien nur langfristig zu lösen. Ein Schuldennachlass hätte „enorme Risken“ vor allem für das griechische Bankensystem, warnte Nowotny. Nach seiner Ansicht wäre ein Austritt Griechenlands ein „ökonomischer Unsinn – für beide Seiten“, sowohl für das Land selbst als auch für die übrigen Euro-Staaten.

Ex-Bundeskanzler Vranitzky forderte am Sonntag in einem „Kurier“-Interview, dass EZB, IWF, Weltbank und andere erwägen sollten, die Griechenland-Schulden auf längere Laufzeiten umzustellen – 20, 25 Jahre – und unter Umständen auch Zinsreduktionen zu subventionieren.

(APA)

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