Vodafone sagt Frankreich Au revoir

Nach zehn Jahren steigt Vodafone beim französischen Mobilfunkanbieter SFR aus und verkauft seinen Anteil für acht Mrd. Euro an Vivendi. Der umsatzstärkste Mobilfunkkonzern der Welt treibt damit seine 2010 auf Druck der Aktionäre neu eingeschlagene Strategie voran: nach jahrelanger Einkaufstour werden nun Beteiligungen versilbert, bei denen der britische Konzern nicht das Sagen hat.

Mit dem am Sonntag bekanntgegebenen Kauf der 44 Prozent am zweitgrößten Mobilfunker Frankreichs SFR erhält Vivendi die volle Kontrolle über seine wichtigste Ertragsperle. Die Franzosen zahlen die insgesamt 7,95 Mrd. Euro in bar und nutzen dafür die Einnahmen aus dem Verkauf eines 20-Prozent-Anteils am US-Fernsehkonzern NBC Universal sowie einer Milliardenzahlung von der Deutschen Telekom wegen eines langwierigen Rechtsstreits in Polen.

Vivendi-Chef Jean-Bernard Levy richtet den Konzern derzeit neu aus und will die Einnahmen steigern. Mit dem Schritt gelingt ihm das: der französische Telekom-Markt ist zwar gesättigt, aber sehr lukrativ. „Die Transaktion wird unseren Überschuss signifikant verbessern und es uns ermöglichen, die Dividende an die Aktionäre zu erhöhen“, sagte Levy. Der Deal muss noch von den Kartellhütern genehmigt werden und soll im Juni 2011 abgeschlossen werden. Bei Anlegern beider Unternehmen fand der Verkauf Applaus: Die Titel von Vodafone und Vivendi stiegen jeweils um ein Prozent.

Neue Strategie

Für Vodafone ist der Rückzug bei SFR der größte Verkauf, seitdem die neue Strategie im Herbst verkündet wurde. Seinerzeit kam bereits die kleine Beteiligung am stark wachsenden Mobilfunker China Mobile auf den Markt. Als nächstes ist Polen dran: Hier läuft gerade der Verkauf für den 25-Prozent-Anteil am polnischen Betreiber Polkomtel. „Das Management bleibt weiterhin verpflichtet, den Wert nicht strategischer Beteiligungen zu maximieren“, sagte Vodafone-Chef Vittorio Colao. Genaue Pläne für die Erlöse aus dem SFR-Verkauf hat die Vodafone-Spitze auch schon: 4,5 Mrd. Euro sollen dazu genutzt werden, um das laufende Aktienrückkaufprogramm aufzupolstern; der Rest fließt in den Schuldenabbau.

Von seiner größten Minderheitsbeteiligung will Vodafone sich aber nicht verabschieden. Zusammen mit Verizon betreiben die Briten den US-Marktführer Verizon Wireless. Das Unternehmen ist hochprofitabel, schüttet aber keine Dividende aus. Haupteigner Verizon sträubt sich dagegen seit Jahren, doch glaubt Vodafone an eine Einigung. Eine Lösung drängt mittlerweile, da der bisherige Markt-Zweite AT&T mit der geplanten Übernahme von T-Mobile USA Verizon Wireless überholen und danach heftig in die Zange nehmen dürfte.

Gleichzeitig stecken die Briten richtig viel Geld in aufstrebende Schwellenländer. Vergangene Woche legte der Konzern fünf Mrd. Dollar für weitere 33 Prozent an dem indischen Mobilfunker Essar hin. Dann hält Vodafone 75 Prozent an der Tochter auf dem weltweit zweitgrößten Mobilfunkmarkt mit rund 771 Mio. Kunden. Engagements in der drittgrößten asiatischen Volkswirtschaft gelten als schwierig, aber zukunftsträchtig. So wuchs der Mobilfunkmarkt im vergangenen Jahr monatlich um rund 19 Mio. neue Kunden.

(APA/ag)

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