Im Wohnmobil durch den Südwesten der USA
Ihre erste USA-Reise führt viele Touristen in den Südwesten. Grand Canyon, Las Vegas, Monument Valley: Wer möglichst viel sehen und erleben möchte, entscheidet sich dort gerne für das Mieten eines Wohnmobils – und darf sich schnell als „King of the Road“ fühlen.
In den USA steht die Abkürzung „RV“ für „Recreation Vehicle“. Das heißt so viel wie „Erholungsfahrzeug“ und meint das, was Deutsche als Wohnmobil bezeichnen. RV-Greenhorns sind wegen des Werbeschriftzugs der Verleihfirma nicht zu übersehen. Damit bekommt man oft einen Sympathiebonus. In Steamboat Springs in Colorado gibt es auf dem Caravanpark sogar Vortritt bei den begehrten „Pull-thru-sites“. Das sind die „Durchfahrtsplätze“, an denen einem das Rangieren erspart bleibt und man sich „vom Fahrzeug erholen“ kann – das einen mit seinem Kleinlaster-Format ganz schon fordert.
Langsam angehen
„Lass‘ es langsam angehen“, rät Kevin Broom, der Sprecher des Wohnmobilhersteller-Verbandes RVIA. „So ein Camper ist dazu gebaut, nicht von Kraftfahrern, sondern von Leuten wie Du und ich gefahren zu werden.“ Es sei aber gewöhnungsbedürftig, dass die rollende Ferienwohnung größer ist als normale Autos. Während der Einführung ins Fahrzeug sollte man darum auch bei Kleinigkeiten wie Höhenangaben und dem Abschaltknopf für das automatische Trittbrett gut aufpassen.
Im Südwesten bietet sich für eine Tour der „Grand Circle“ an. So wird eine Region in Arizona, New Mexico, Colorado, Utah und Nevada bezeichnet, in der viele Nationalparks zu finden sind. Auch das Monument Valley liegt hier, wo der Himmel weit, die Erde rot und fast jeder Canyon tief ist. Sicher, es gibt auch Motels am Straßenrand. Doch im Wohnmobil macht der Erlebnisurlaub selbst nachts keine Pause. In der Zivilisationskapsel ist man komfortabel mittendrin, wenn die Kojoten heulen oder es Sternschnuppen vom Himmel regnet.
Naturwunder
Das Städtchen Moab in Utah ist das Eingangstor zu einer geologischen Wunderwelt: dem Arches Nationalpark. Der 16 Meter hohe „Delicate Arch“, der „grazile Bogen“, prangt in Utah auf Briefmarken und Nummernschildern. Tatsächlich gibt es im Park mehr als 2.000 natürliche Steinbögen, Felsentürme, balancierende Steinbrocken und Klippen. Wasser und Wind haben sie aus dem Sandstein gemeißelt.
Der Canyonlands Nationalpark ist der größte in Utah und gleichzeitig der am schwersten zugängliche. Hier fließen der mächtige Colorado und der Green River zusammen. Wie ein riesiges blaues Ypsilon sieht das auf dem Faltplan aus. Die Flüsse zerschneiden das Colorado-Hochplateau in drei überdimensionale Tortenstücke. Die meisten Besucher bleiben auf der „Island in the Sky“, dem Nordteil des Parks. Trinkwasser und eine gute Chance auf einen freien Platz gibt es bei der „Squaw Flat Campsite“ im „Needles“-Gebiet, einem Skulpturenpark voller Stelen, Zinnen, Monolithen und Felsnadeln.
Geheimtipp für Angler
Hite Marina liegt am einsamen Nordende des Stausees Lake Powell. Page an der Südspitze des 1963 gebauten Riesen-Reservoirs sowie Bullfrog Bay sind gut besucht wegen ihrer Hausboothäfen. Hite Marina dagegen ist ein Geheimtipp für Angler, die voneinander oft erst abends Notiz nehmen, wenn am Ufer die Treibholz-Lagerfeuer leuchten. Trotz der Abgeschiedenheit unterhält der Nationalpark-Service hier sogar ein Campinggeschäft und eine Abwasser-Entsorgungsstation.
Eine mehr als 160 Kilometer lange gekrümmte Falte in der Erdkruste erinnerte erste Siedler an ein gewaltiges Riff – sie ist das Herz des Capitol Reef Nationalparks. Die Felswölbung ist entlang einer Schotterstraße zu sehen, die für Wohnmobil-Besatzungen eher einer Marterstrecke gleicht: Schranktüren rappeln auf. Kochtöpfe werden zu Projektilen. Bleibt man auf dem Highway 24 durch den Park, bekommt man zwar einen flüchtigen, aber immer noch beachtlichen Eindruck.
Bryce Canyon
„Hoodoos“ genannte spitze Steinsäulen, durch Erosion geformt und zu Ketten zusammengepresst, verhexen den Betrachter im Bryce Canyon Nationalpark. Zu Sonnenauf- und -untergang versammeln sich Schaulustige an den Aussichtspunkten. Wer das Auto länger stehen lässt, kann den Scharen auf einem Wanderweg entkommen und den „Hoodoos“-Zauber aus der Nähe erleben. Weiter südlich schließt sich der Grand Canyon an, wohl der berühmteste Nationalpark des „Grand Circle“. Wer nicht knapp zwei Kilometer tief in die Schlucht hinabsteigen möchte, kann an vielen Aussichtspunkten und auf kurzen Wanderwegen einen Blick auf zwei Milliarden Jahre geologische Erdgeschichte erhaschen, die der Colorado River freigelegt hat.
Monument Valley
Auch das Monument Valley hat wohl jeder schon einmal gesehen – zumindest im Fernsehen. In den 1930er Jahren entdeckte der Regisseur John Ford es als Kulisse für Cowboyfilme. Wind und Regen haben eine Gruppe von bis zu 300 Meter hohen, markant verwitterten Tafelbergen aus den Gesteinsschichten herausgeschält. An der Abbruchkante zum Tal liegt ein einfacher Campingplatz – eine staubige Fläche mit zwei Chemietoiletten und ein paar Picknicktischen. Zelte flattern im Wind, Hunde suchen Deckung unter dem Wohnmobil. Drinnen summt gerade der Teekessel. Ein Erdnussbutter-Sandwich dazu? Die großen Seitenfenster werden zum Logenplatz für ein dramatisches Naturschauspiel.
INFO: www.discoveramerica.com/de, www.grandcircle.org, www.nps.gov, www.arizonaguide.com, www.colorado.com, http://travelnevada.com, www.newmexico.org, www.goutah.de.
(APA/)
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