Gefährdeter „Hollywood“-Schriftzug wird verhüllt

Paris hat den Eiffelturm, London Big Ben, San Francisco die Golden Gate Brücke. Das weithin sichtbare Wahrzeichen von Los Angeles ist der berühmte Schriftzug „Hollywood“ in den Hügeln am Rand der Millionenmetropole. Kaum ein Besucher verlässt die Traumfabrik, ohne die 13 Meter hohen und bis zu zwölf Meter breiten Buchstaben mit der Kamera ins Visier genommen zu haben.

Doch das Bild wird sich kurzzeitig ändern. „Wir werden den Schriftzug so verpacken, dass dort vier Tage lang ‚Save the peak‘ steht“, verriet Tim Ahern vom Trust for Public Land, einer gemeinnützigen Stiftung für den Naturschutz, der Deutschen Presse-Agentur dpa. An diesem Donnerstag (Ortszeit) sollte die „Rettet die Bergspitze“-Aktion beginnen. Die drohende Gefahr: Riesige Luxusneubauten könnten das berühmte Motiv verschandeln.

Seit den 1920er Jahren thronen die Buchstaben allein an einem steilen Hang in den Santa Monica Bergen. Auf dem „Cahuenga Peak“, dem 555 Meter hohen Gipfel, ein kleines Stück westlich hinter dem Buchstaben „H“ gelegen, steht nun mitten im Grünen ein großes Stück Land zum Verkauf. „Das würde total den Blick ruinieren, wenn wir das Gebiet nicht vor der Bebauung schützen“, warnt Ahern. „Statt den Hollywood-Schriftzug zu sehen, würde man auf Häuser schauen“.

Für Los Angeles sei es „absolut wichtig“ die grüne Bergspitze zu bewahren, pflichtete der Stadtabgeordnete Tom LaBonge bei. Bis Mitte April wollen die Naturschützer und Stadtväter nun zwölf Millionen Dollar (8,73 Mio. Euro) auftreiben. So viel fordert der jetzige Besitzer für die 55 Hektar Land.

Das Luxusgrundstück wäre beinahe schon 1940 bebaut worden. Der exzentrische Flugpionier und Filmmogul Howard Hughes hatte die Bergspitze damals erworben, um dort für seine Geliebte, die Schauspielerin Ginger Rogers, ein Liebesnest zu bauen. „Er wollte mich dort oben auf dem Hügel in einem Haus einschließen, so dass ich niemanden mehr sehen würde“, befürchtete Rogers. Die Beziehung ging zu Bruch und damit platzte auch das Bauvorhaben. 2002 kaufte die Investorengruppe Fox River aus Chicago den Hughes-Erben die Parzelle für knapp 1,7 Millionen Dollar ab.

Vor zwei Jahren brachte eine Maklerfirma das Grundstück mit dem „phänomenalen Ausblick“ auf den Markt. Der Preis: 22 Millionen Dollar (16,0 Mio. Euro). Bis zu fünf Luxusvillen mit einem Rundumblick über die gesamte Stadt bis zum Pazifik hätten auf dem luftigen Plateau Platz, hieß es. Investor Keith Dickson hielt das preiswert erworbene Grundstück für eine regelrechte Goldgrube. „Das war so, als wenn man ein echten van Gogh auf einem Flohmarkt entdeckt“, sagte er damals der „New York Times“. Doch ein Käufer fand sich bisher nicht.

„Eine Menge teurer Grundstücke in den USA haben durch die Rezession an Wert verloren“, frohlockt nun Ahern vom Trust for Public Land. Die Naturschutzorganisation konnte den Preis auf knapp zwölf Millionen Dollar runterhandeln. Mit Hilfe privater Sponsoren, darunter der US-Edeljuwelier Tiffany & Co., hat der gemeinnützige Verband schon rund die Hälfte davon zusammen. Die restlichen sechs Millionen Dollar „kriegen wir auch noch hin“, meint Ahern optimistisch. Er hofft auf Spenden der Bürger von L.A., die sich den Blick auf „Hollywood“ nicht verbauen lassen wollen. Sollte die Rettungsaktion scheitern, kommt das Grundstück Mitte April wieder auf den Markt.

Der erste Schriftzug war 1923 als Werbegag einer Maklerfirma für Grundstücke in den unbewohnten Hügeln aufgestellt worden. Aus Telefonmasten, Stoff- und Holzresten wurden die Buchstaben „Hollywoodland“ zusammengezimmert und mit 4.000 Glühbirnen beleuchtet. In den späten 40er Jahren kippte zunächst das „H“ um, die letzten vier Buchstaben wurden abmontiert. 1978 griffen die Handelskammer von Hollywood und einige prominente Geldgeber ein. Playboy-Chef Hugh Hefner bezahlte ein neues „Y“, Schock-Rocker Alice Cooper spendete ein „O“. 2005 erhielten die Buchstaben ein weiteres Facelifting. Sie wurden gereinigt und neu angestrichen.

Der Schriftzug hat Erdbeben und bedrohlich nahe Waldbrände überstanden. Er trotzte auch dem Vorhaben einiger Stadtpolitiker und Studiobosse, die das Denkmal 2001 als Symbol für die Unterstützung der US-Truppen in Übersee in den Farben der amerikanischen Flagge bemalen wollten. Ein Stadtrat-Komitee lehnte dies am Ende ab. Gelegentlich musste das Wahrzeichen für Wortspielereien herhalten. Papst Johannes Paul II. wurde 1987 bei einem Besuch mit „Holywood“ (Heiliger Wald) begrüßt. Zehn Jahre zuvor machten die Verfechter eines großzügigeren Marihuana-Gesetzes in einer Nacht- und Nebelaktion aus „Hollywood“ „Hollyweed“. Die jetzige Verhüllung ist hingegen vollkommen legal.

(APA/dpa)

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