Tiroler Fasnachtsbräuche erleben ihren Höhepunkt

Gleich zwei der ältesten und traditionsreichsten Tiroler Fasnachtsbräuche steuern derzeit auf ihren Höhepunkt zu: Am kommenden Sonntag wird nach vier Jahren Pause wieder der „Bloch“ durch Fiss im Oberinntal gezogen und in Telfs wird das „Schleicherlaufen“, das alle fünf Jahre stattfindet, erneut tausende Besucher anlocken.

Wegen ihrer Farbenpracht, Urtümlichkeit und Lebendigkeit gehören die beiden Fasnachtsveranstaltungen zu den bedeutendsten des Alpenraumes. Beim „Blochziehen“ nehmen rund 250 Männer aus dem Dorf aktiv teil – Frauen sind, wie bei den meisten Fasnachtsbräuchen, von der Teilnahme ausgeschlossen. Bei dem Brauch dreht sich alles um die Austreibung des Bösen und des bitteren Winters. Bereits seit April des vergangenen Jahres steckt das Fasnachtskomitee in den Vorbereitungen. Im Mittelpunkt des Geschehens steht der „Bloch“. Dabei handelt es sich um eine geschmückte, mächtige Zirbe. Der diesjährige, rund 30 Meter lange Stamm wurde bereits im Oktober aus dem Fisser Wald geholt. Im Dorf wird der Baum „aufgeantert“ (auf Holzblöcken gelagert, Anm.), geschmückt und bis zu dem großen Ereignis vor nachbarschaftlichen Streichen bewahrt.

In diesem Jahr spielt der „Bajatzl“ die Hauptrolle. Der flinke und wendige Bursche ist immer zu Späßen aufgelegt, während er von Dach zu Dach hüpft. Der „Bajatzl“ symbolisiert das Gute, Lustige und Heitere im Leben. Weitere bedeutende Gesellen sind der „Fuhrmann“, der für einen regungslosen Ablauf verantwortlich ist, der „Schwoaftuifl“, der gemeinsam mit den Hexen ein Fortkommen des Baumes verhindern möchte und der die Fruchtbarkeit verkörpernde „Giggeler“. Er belästigt ab und zu eine Dorfschönheit oder eine Hexe und darf nur von einem Junggesellen dargestellt werden. Der Brauch stammt aus dem Mittelalter und ist ein Rest der Frühjahrs- und Fruchtbarkeitsfeste, die ihre Wurzeln in vorchristlicher Zeit haben.

Rund 500 Fasnachtler spielen beim Telfer „Schleicherlaufen“ eine aktive Rolle. Die zentralen Figuren sind die „Schleicher“, die zum Klang schwerer Schellen einen rituell anmutenden Tanz vollführen. Dabei trägt jeder einen von ihm individuell gestaltenden Hut, die Gesichter der „Schleicher“ sind hinter Masken aus feinen Drahtgittern verborgen. Die „Wilden“ sind ebenfalls einzigartige Telfer Protagonisten. Sie tragen Holzmasken und Gewänder aus Baumbart, einer Baumflechte. Beide Figuren dürften auf kultisch-rituelle Wurzeln zurückgehen. Aber auch andere teilnehmende Gruppen wie die „Bären“ und „Laminger“ sollen sich bis ins frühe 19. Jahrhundert nachweisen lassen.

Einer weit verbreiteten Theorie zufolge werden die Fasnachtsbräuche als Überbleibsel vorchristlicher Rituale betrachtet. Ihr tatsächlicher Ursprung liegt jedoch im Dunkeln. Wirklich gesicherte Überlieferungen gibt es erst seit der frühen Neuzeit. Der erste Hinweis auf ein Maskentreiben in Telfs stammt aus dem Jahr 1571. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts erhält der Telfer Fasnachtszug jene Gestalt, die bis heute im Wesentlichen beibehalten worden ist. Seit 1890 wird das „Schleicherlaufen“ alle fünf Jahre abgehalten.

(APA)

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