„Antonia und der Reißteufel“ in der Volksoper

Als „Pop-Oper für Kinder und Erwachsene“ war das vom „Wiener Mozartgroschen“ mitfinanzierte Auftragswerk angekündigt, als Kinder-Musical für die Zielgruppe unter 10 Jahre entpuppte sich die zweistündige Produktion bei der von Kolonovits selbst dirigierten Premiere. So zahlreich die literatur- und musikhistorischen Anspielungen auch sind – von Hänsel und Gretel und Blaubart über Wagner und Mozart bis zu Lloyd Webber und Sylvester Levay -, so eindeutig märchenhaft ist die von Dramaturgin Angelika Messner ersonnene Grundparabel: Der böse Reißteufel lockt Kinder in den Keller, um ihnen ihre Stimmen und damit ihre Energie zu nehmen und für sich zu verwenden.

In dieser Missbrauchsgeschichte ist der Täter aber auch Opfer: Der Zeitfresser hatte dem Reißteufel zuvor sein Herz geraubt. Als das Mädchen Antonia sich dem Reißteufel widersetzt, muss sie zunächst sein Herz wiederbesorgen, um die Kinder befreien zu können. Ganz ohne Zauberkraft und Erwachsenenhilfe geht das nicht, und so spielen des Reißteufels Urstrumpftante und ihr wundersamer, allwissender Urstrumpf eine bedeutende Rolle.

Die Inszenierung von Hausherr Robert Meyer ist unauffällig und routiniert, die Ausstattung von Christof Cremer knallbunt und fantasievoll. Christian Kolonovits‘ Musik tendiert im ersten Teil stark in Richtung Gefälligkeit und Breite, ehe sie nach der Pause deutlich an Schwung gewinnt und schließlich in einen hübschen Rap mündet. Daniel Schmutzhard singt den Reißteufel tadellos und macht den Bösewicht zum Sympathieträger (ganz im Gegensatz zum grimmigen Zeitenfresser des Martin Winkler), Johanna Arrouas als Antonia und Ulrike Steinsky als Urstrumpftante nehmen ihn mit Women-Power gehörig in die Zange und bringen die Sache zu einem guten, lautstark bejubelten Ende.

INFO: „Antonia und der Reißteufel“ von Angelika Messner (Text) und Christian Kolonovits (Musik), 7. Jänner 2010. Beginn: 18.00 Uhr, Volksoper, Währinger Straße 78, 1090 Wien. Weitere Informationen unter .

(APA)

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