RZB erwartet turbulentes Kapitalmarktjahr 2010

2009 sei ein „sensationelles Jahr mit allen Höhen und Tiefen“ gewesen, sagte Brezinschek. Die ab Mitte des Jahres einsetzende Konjunkturerholung sollte noch bis ins erste Halbjahr 2010 hinein bemerkbar sein, dürfte aber bereits ihren Höhepunkt erreicht haben. Ab dem ersten Quartal 2010 sei mit einer leichten Abkühlung aber noch immer positiven Jahreswachstumsraten zu rechnen.

Für die Eurozone erwartet Brezinschek für das kommende Jahr ein Wachstum von 1,4 Prozent, mit Deutschland an der Spitze (+2,0 Prozent) und den Schlusslichtern Italien (0,7 Prozent) und Spanien (0,6 Prozent). Österreichs Wirtschaft dürfte um 1,5 Prozent zulegen, die USA um 2,5 Prozent. Am stärksten sollten die Emerging Markets wachsen: China um 9 Prozent, Indien um 7,5 Prozent, die Türkei um 5,0 Prozent und Brasilien um 4,5 Prozent.

Bedeutsam für die Kapitalmärkte sollte der geplante Liquiditätsabbau durch die Notenbanken werden. Der größte Brocken der über 700 Mrd. Euro hohen Refinanzierungsgeschäfte der Europäischen Zentralbank (EZB) laufe mit 442 Mrd. Euro Ende Juni aus, so Brezinschek. Leitzinsanhebungen dürften aber erst im zweiten Halbjahr einsetzen, die Höhen der Renditen jedoch schon vorher vom schlechten Zustand der Staatsfinanzen beeinflusst werden.

„Alle Länder sind von den Maastricht-Kriterien entfernt“, so Brezinschek, der auf diesem Gebiet „extremen Handlungsbedarf“ sieht. Die Zinsen auf den Kapitalmärkten sollen sich im ersten Halbjahr noch relativ stabil entwickeln, im zweiten Halbjahr aber deutlich ansteigen, im zehnjährigen Bereich etwa von aktuell 3,20 auf 3,80 Prozent. Inflation oder Deflation sollten kein Thema sein.

„An den Aktienmärkten könnte sich das Bild im ersten Quartal eintrüben“, so RZB-Aktienexperte Helge Rechberger. Die wesentlichen Ursachen dafür sieht er im geplanten Liquiditätsentzug, ersten Spekulationen über Zinserhöhungen, Rückfällen bei den Konjunkturverlaufsindikatoren und dem Fehlen von positiven Gewinnüberraschungen. Aus der bisher liquiditätsgetriebenen sollte sich eine von Unternehmensgewinnen getriebene Hausse entwickeln.

Starke Rückschläge ab Februar

Die Gewinnwachstumsraten werden 2010 zwar ins Positive drehen, die Erwartungen seien aber jetzt schon sehr hoch, warnt Rechberger. Bis Mitte Februar könnte die Jahresendrally noch anhalten, danach sei aber mit starken Rückschlägen zu rechnen: „Minus 15 Prozent sind da locker drinnen“, meinte Rechberger. Ende 2010 sei aber wieder mit höheren Ständen als derzeit zu rechnen. Die Prognose für den ATX – aktuell bei 2.486 Punkten – lautet auf 2.300 per Ende März, 2.450 Ende Juni und 2.900 zum Jahresende 2010. Auch für 2011 ergebe sich in Summe ein gutes Bild.

Rechberger empfiehlt, mit einer defensiven Ausrichtung ins neue Jahr zu gehen. Favorisiert werden die Branchen Telekom, Gesundheit und nichtzyklischer Konsum, aber auch Energie und IT. Verlierer sollten Finanztitel und zyklischer Konsum sein.

Die jüngste Euro-Schwäche sollte sich im ersten Quartal fortsetzen. Unterstützung sollte der Dollar durch erhöhte Zinserwartungen, der Rückführung der großen Kreditaufnahmen in US-Dollar („Carry Trades“) und Ratingänderungen in der Eurozone erhalten. Für Ende 2010 wird ein Euro/Dollar-Wechselkurs von 1,37 prognostiziert – aktuell liegt der Kurs etwas über 1,43. In Folge des Dollar-Anstieges sieht Brezinschek auch den Goldpreis wieder unter die 1.000 Dollar-Marke je Feinunze fallen.

(APA)

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