König der „grünen Kosmetik“ Yves Rocher gestorben

„Ohne Yves Rocher wäre hier nur Wüste“, sagen die Menschen in La Gacilly. Denn Rocher hat das „verlorene Nest“ zu einem blühenden Ort gemacht. Bis zum Tod blieb der knorrige Bretone seinem Geburtsort treu. Hier fabrizierte er Kosmetika und schuf Arbeitsplätze. Hier kümmerte er sich auch 46 Jahre lang als Bürgermeister um alles und jeden. Yves Rocher wurde zum allmächtigen „König von La Gacilly“ – dem seine politische Gegner die Verknüpfung wirtschaftlicher und politischer Interessen vorwarfen. Jetzt pilgern Hunderttausende zu seinem Parfümmuseum, seinem botanischen Garten und dem Speicher, wo alles anfing.

Längst vergessen ist das erste Produkt des Kosmetikkönigs: ein Mittel gegen Hämorrhoiden. Sein Reich baute Yves Rocher auf Cremes zur Pflege des Gesichts, der Haare und des Körpers – und auf den Versand. Aus der kaum erschlossenen Bretagne schickte er seine Schönheitsmittel per Post. Heute kommen Ladenketten und die Vermarktung per Franchise hinzu. Präsident Nicolas Sarkozy würdigte Rocher denn auch als „Erfinder der Kosmetik auf Grundlage von Pflanzenprodukten und Pionier des Versandhandels“, der sich „in den Dienst der Schönheit der Frau“ und der Umwelt gestellt habe.

Grün heißt allerdings nicht unbedingt Bio. Am Anfang ging es Yves Breton darum, Kosmetika auf Pflanzenbasis aus dem Luxussegment zu holen und „für die normale Frau“ erschwinglich zu machen. Als der Bio-Gedanke hoch kam, setzte er auch auf Bio-Produktion. Heute züchtet Yves Rocher auf 44 Hektar Kamille und andere Pflanzen in Bio-Produktion auf eigenen Feldern. Ein Drittel seines Bedarfs deckt sich Yves Rocher damit selbst, ohne Kunstdünger und Pflanzenschutzmittel. Im heimischen Labor und fernab der rauen Bretagne sucht Rocher nach neuen pflanzlichen Wirkstoffen.

Und Yves Rocher schuf einen Umweltpreis – für Frauen. „Ich treffe viele Männer in Seminaren und Symposien, aber wenn es um die Umsetzung geht, treffe ich Frauen an“, meinte der Unternehmer. Frauen dächten an ihre Kinder. „Sie haben auch die Fähigkeit, sich langfristig für etwas einzusetzen und zuzupacken.“ Mit 18.000 Euro ist die „Trophée de femmes“ der Stiftung Yves Rocher dotiert. 200 Frauen aus mehr als 50 Ländern wurden bisher geehrt, weil sie in Polen Kiefern schützen, in Madagaskar Solarkocher fördern oder in Frankreich Kinderkrippen mit Öko-Label schaffen.

Wie der deutsche Brillenkönig Günther Fielmann und die Benettons in Italien engagierte sich Yves Rocher auch in geschäftsfremden Bereichen. So übernahm er 1988 die Kinderkleidungsmarke Petit Bateau. Mit viel Mühe und politischer List führte er das marode Traditionsunternehmen wieder auf die Erfolgsspur.

Heute setzt die Groupe Yves Rocher in 80 Ländern mehr als zwei Milliarden Euro um und hat 15.000 Mitarbeiter. Zu den Konzernmarken gehören Yves Rocher, Daniel Jouvance, Kiotis und Petit Bateau. Die Gründerfamilie hält noch drei Viertel der Anteile. Yves Rochers Enkel Bris Rocher führt seit 2007 die Geschäfte.

(APA)

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