Denzel Washington feiert 55. Geburtstag

Erst mit Anfang 30 sei er wirklich bekannt geworden, so der Demokrat. Den zweistündigen Weg zur Schauspielschule musste er damals mit der U-Bahn zurücklegen. Daran konnte er sich anlässlich seiner letzten Filmrolle in dem Thriller „Die Entführung der U-Bahn Pelham 123“ erinnern. Das Remake des Dramas („Stoppt die Todesfahrt der U-Bahn 123“) aus dem Jahr 1974, in dem Walter Matthau den Sicherheitsinspektor der New Yorker U-Bahn mimt, der mit vier gefährlichen Geiselnehmern verhandeln muss, lief im September in den deutschen Kinos an.

Washington ist selbst mit zwei Geschwistern in einem New Yorker Vorort aufgewachsen. Seine religiös-gläubigen Eltern ließen sich scheiden, als Denzel 14 Jahre alt war. Washington studierte zunächst Journalismus und Drama und ging nach dem Abschluss ans Amerikanische Theaterkonservatorium in San Francisco, das er nach drei Jahren verließ, um eine Bühnenkarriere zu starten.Richard Attenborough verhalf Washington 1987 zu internationaler Berühmtheit, indem er die Figur des südafrikanischen Freiheitskämpfers Stephen Biko in „Cry Freedom“ mit ihm besetzte. Zwei Jahre später spielte Washington in dem preisgekrönten Historiendrama „Glory“ von Edward Zick einen geflohenen Sklaven, der im amerikanischen Bürgerkrieg verbissen für die Nordstaaten kämpft. Dafür wurde er mit einem Oscar für die beste Nebenrolle belohnt.

Washingtons aufwühlendes Rassendrama „The Great Debaters“ erhielt im Februar vergangenen Jahres bei der Preisverleihung der US-Bürgerrechtsorganisation NAACP in Los Angeles vier Auszeichnungen in der Sparte Film. Washington wurde damit für herausragende Arbeiten als farbiger Künstler geehrt. Eine Rolle könnte dabei gespielt haben, dass er oft historische Figuren verkörpert. So spielte er den südafrikanischen Freiheitskämpfer Stephen Biko ebenso wie den Schwarzenführer Malcolm X, den afro-amerikanischen Boxer Rubin „Hurrican“ Carter und den berüchtigten schwarzen Mafiaboss Frank Lucas in „American Gangster“.

Für seine Rolle als Malcolm X in Spike Lees gleichnamigem, umstrittenem Streifen (1992) heimste er bereits damals Preise wie den Silbernen Bären ein. Das Gleiche wiederfuhr ihm für „Hurrican“ (1999), dafür gab es außerdem noch einen Golden Globe.Einen Oscar als bester Hauptdarsteller brachte ihm jedoch die Darstellung einer fiktionalen Figur ein. In Antoine Fuquas Thriller „Training Day“ (2001) spielt er einen undurchschaubaren Polizisten, dessen korrupten Machenschaften sein junger Zögling (Ethan Hawke) auf die Schliche kommt. Vor Washington hatte nur Sidney Poitier als Schwarzer einen Oscar in dieser Kategorie erhalten.Die Liste seiner erfolgreichen Filme mit renommierter Regisseuren ist lang. Er arbeitete zusammen mit Spike Lee („Mo‘ Better Blues“, 1990, „Malcolm X“, 1992, „He’s got Game“, 1999, „Inside Man“, 2006), Mira Nair („Mississippi Masala“, 1992) Jonathan Demme („Philadelphia“, 1993, „The Manchurian Candidate, 2004), Alan J. Pakula („Die Akte“, 1993), Jerry Bruckheimer („Gegen jede Regel“, 2000) und Tony Scott („Déjà Vu – Wettlauf gegen die Zeit“, 2006). Und selbst weniger erfolgreichen Filmen verlieh seine Schauspielkunst nach Kritikermeinung oft genug den einzigen Glanz. 2006 entthronte Denzel Washington gar Tom Hanks, der zwei Jahre lang an der Spitze der Liste der US-Lieblingsschauspieler gestanden hatte.Lediglich sein Regie-Talent wurde anfangs von der Fachpresse massiv bezweifelt. So lief sein Regiedebüt „Antwone Fisher“ (2002) weitgehend unter Ausschluss der Öffentlichkeit.Bei allem Ruhm versucht Washington, der im vergangenen Jahr mit der Sängerin Paulette Pearson Silberhochzeit feierte, seinen vier Kindern etwas fürs Leben mitzugeben. Anlässlich des amerikanischen Martin-Luther-King-Gedenktages soll er seine Sprösslinge vor negativen Gefühlen gewarnt haben: „Sei kein Hasser. Lass es nicht zu, dass Hass dich zerstört“, habe er John David (24), Katia (21) und den Zwillingen Olivia und Malcolm (17) immer wieder eingetrichtert. Sein ältester Sohn entert nun wohl auch das Filmgeschäft. 2007 war John David in Hamburg und Düsseldorf bei deutschen Football-Teams unter Vertrag, derzeit ist er den Angaben zufolge noch in San Francisco Profisportler. Nun sei ein gemeinsames Filmprojekt mit ihm als Produzent in Planung. „Er versteht wirklich etwas vom Film und hat ein gutes Auge für die Story“, sagte sein Vater im Sommer.

Er selbst wechselt demnächst wieder auf die Theaterbühne: Im Frühjahr wird Washington nach einer längeren Bühnenpause an den New Yorker Broadway zurückkehren. In dem Theaterstück „Fences“ soll er eine Hauptrolle übernehmen. 2005 hatte sich Washington dem Theaterpublikum als Brutus in einer Broadway-Produktion von William Shakespeares „Julius Cäsar“ vorgestellt.

(APA)

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