Kein Fest des Friedens für Christen im Irak

„Wir trauern um die Opfer der Anschläge in Mossul und Bagdad“, fügte er hinzu. Auch hätten Christen in der Stadt im Vorfeld des Weihnachtsfestes Drohungen erhalten.

Zur Absage von Weihnachtsmetten kam es auch in der südirakischen Stadt Basra. Dort begründete man den Schritt mit dem nahenden Ashura-Fest der Schiiten, die im Süden über 90 Prozent der Bevölkerung stellen. In Mossul erschossen Unbekannte am Heiligen Abend einen Christen beim Verlassen seines Arbeitsplatzes. Tags zuvor hatte dort eine Bombe zwei Christen vor einer Kirche getötet und fünf weitere verletzt. Am ersten Weihnachtsfeiertag kam es in der Ortschaft Bartala, 40 Kilometer nördlich von Mossul, zu Zusammenstößen zwischen Christen und Angehörigen der schiitischen Sekte der Schabak. Sechs Menschen wurden verletzt. Auslöser war ein Gerücht, dass die Christen ein Plakat des schiitischen Märtyrers Imam Hussein von der Wand gerissen hätten und darauf herumgetrampelt wären.

Die meisten Christen im Irak sind mit Rom unierte katholische Chaldäer, deren Oberhaupt der in Bagdad residierende Patriarch von Babylon, Kardinal Emmanuel III. Delly, ist. Seit der US-Invasion 2003 wurden zahlreiche christliche Geistliche ermordet, wie der entführte chaldäisch-katholische Erzbischof von Mossul, Paulos Faraj Rahho, dessen Leiche auf einer Müllhalde gefunden wurde. Die Lage der christlichen Bevölkerungsteile, die unter dem gestürzten säkularen Baath-Regime Saddam Husseins geschützt waren, hat sich seit der US-Invasion dramatisch verschlechtert. Dutzende Kirchen wurden seither niedergebrannt, viele Christen ermordet, Diskriminierung und Anfeindung sind an der Tagesordnung. Wer als Christ erkannt werde, sei oft Zielscheibe brutalster Verfolgung, wie Geistliche berichten. Die Gesamtzahl der Christen im Irak ist in den vergangenen Jahren von 850.000 auf unter 400.000 gesunken.

(APA)

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