Holocaust-Überlebende im Demjanjuk-Prozess

Der 88-jährige Nebenkläger Jules Schelvis aus den Niederlanden berichtete vor dem Münchner Landgericht, dass er in Sobibor 18 Verwandte verloren habe, darunter auch seine damals 22 Jahre alte Ehefrau und seine Schwiegereltern. Mehr als 20 andere Verwandte seien im Konzentrationslager Auschwitz ermordet worden.

Schelvis sagte, mehr als 3.000 Bewohner des Amsterdamer Judenviertels seien am 26. Mai 1943 ins Zwischenlager Westerbork abtransportiert worden. Von dort seien sie am 1. Juni 1943 in Kolonnen zu einem Zug mit 50 Güterwaggons marschiert. Er selbst sei mit 61 weiteren Menschen und einem Kinderwagen in den letzten Waggon gepfercht worden.

Bereits am Montag waren zahlreiche Nebenkläger vor allem aus den Niederlanden angehört worden, die in dem Vernichtungslager der Nationalsozialisten im besetzten Polen viele Angehörige verloren hatten. Demjanjuk war als Soldat der Roten Armee in deutsche Kriegsgefangenschaft geraten und soll sich dann zur Zusammenarbeit entschieden haben. Er soll geholfen haben, die zum großen Teil aus den Niederlanden stammenden Juden in die Gaskammern von Sobibor zu treiben.

Demjanjuk bestreitet, nach seiner Kriegsgefangenschaft als sogenannter „Trawnik“ (einheimischer „Hilfswilliger“) Handlanger der Nationalsozialisten beim Massenmord gewesen zu sein. Auch am Dienstag nahm er auf einem Bett liegend mit geschlossenen Augen an der Hauptverhandlung teil.

(APA)

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