Österreich war 1969 im Queen-Fieber

Die Hochzeit von Kate und William wird auch in Österreich so manches Herz höherschlagen lassen, ein gewisses Faible für Monarchen hat man hier ja nie abgelegt. 1969 etwa standen Wien und etwas später auch Graz, Salzburg und Innsbruck Kopf, als Queen Elizabeth II. und ihr Mann Prinz Philip auf Staatsbesuch kamen. Gleich zu Beginn säumten um die 50.000 Menschen die Straßen.

Dass sich die mittlerweile 85-jährige Queen tatsächlich sehr zäh auf dem Thron hält, zeigt sich auch daran, dass keiner der führenden österreichischen Teilnehmer am damaligen Empfang in der Hofburg mehr am Leben ist. Alle sind seit langem tot: Bundespräsident Franz Jonas, Bundeskanzler Josef Klaus, Kardinal Franz König oder Wiens damaliger Bürgermeister Bruno Marek. Die hohen Gäste sind hingegen noch nicht einmal in Pension: Elizabeth II., Prinz Philip und Princess Anne.

Am 6. Mai 1969 lag ihnen Wien zweifellos zu Füßen, der damalige APA-Reporter (vielleicht war es ja auch eine Reporterin) inklusive: „Die 21 Salutschüsse, der rote Teppich, die Flaggen und sämtliche ehrwürdige Details des Protokolls schienen zu Ehren der britischen Monarchin von neuer Würde erfüllt“, ratterte das Pathos ziemlich flott über die Fernschreiber, „ganz Österreich und darüber hinaus die Eurovision, konnte in einer Farb-Direkt-Übertragung das feierliche Zeremoniell der Begrüßung durch den Bundespräsidenten, das korallenfarbene Kleid der Königin, die Feldmarschallsuniform des Prinzgemahls, das Bouquet lila-farbener Orchideen bewundern, das der Adjudant des Bundespräsidenten der Queen überreichte.“

Die Begeisterung kannte laut APA keine Grenzen: „Tausende Menschen säumten die Straße von Schwechat nach Wien und weitere tausende warteten vor dem Hotel Imperial, um der Monarchin und ihrem Gefolge bei ihrem Eintreffen dort zuzujubeln. Die Gäste saßen in dem Mercedes 600 des Bundespräsidenten, der von ‚weißen Mäusen‘ angeführt wurde.“ Die „weißen Mäuse“, wie die Motorrad-Fraktion der Polizei damals genannt wurde, begleiteten die Royals auf dem gesamten Besuch.

Dieser führte sie in das Parlament und Schloss Schönbrunn, die Schatzkammer und den Stephansdom, die Hofburg und die Spanische Hofreitschule. Wie es sich in Wien gehört, wurde Elizabeth auch in die Staatsoper eingeladen. Dort sollte „Fidelio“ gegeben werden, worüber der britische Botschafter sehr unglücklich war. Die Queen sei unmusikalisch und eine drei Stunden lange Oper wäre für sie eine Qual, ließ er durchsickern. Daraufhin einigte man sich auf leichtere Kost und spielte die „Fledermaus“. Die Sprechrolle des „Froschs“ soll ihr der Ehemann übersetzt haben. Der Prinzgemahl spricht hervorragend Deutsch.

Welche Prioritäten in Wien damals en vogue waren, zeigt der Umstand, dass die Queen auch in ein damals recht neu errichtetes „Gemeindewohnhochhaus“ am Kaisermühlendamm in Kagran geführt wurde. Ob Elizabeth von der Zweizimmerwohnung der Familie Chlumetzky tatsächlich beeindruckt war, ist indes nicht überliefert. Sie tat aber zumindest so. Fünf Tage lang hefteten sich die Berichterstatter an die königlichen Fersen. Von einem „Triumphzug“ durch Innsbruck war dann ebenso zu lesen wie vom Besuch „eines der interessantesten Bauwerke Europas“, der Europabrücke am Brenner, „einem Mekka der Techniker und Brückenbauer.“ Auch der „sogenannte James-Bond-Wagen“ kam zu medialen Ehren, „jene schwarze Limousine, in der schwer bewaffnete Polizisten mitfahren.“

(APA)

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